Montag, 24. August 2015

Logiknachhilfe für Jesus

Doch, das ist nötig. Einige Gleichnisse von Jesus sind in ihrer Logik so orientalisch, dass wir als Europäer ernsthafte Probleme haben, sie zu verstehen.

So hat Jesus z.B. in der Bergpredigt im Zusammenhang mit der Bedeutung des Geldes ein Gleichnis über das Auge erzählt, das aber überhaupt kein Gleichnis über das Auge ist! Da muss man nur erstmal drauf kommen!

Jesus beginnt in Matthäus 6,22 mit der Aussage:
„Die Lampe des Leibes ist das Auge.“
Wir Europäer gehen davon aus, dass der Mensch aus dem Auge herausguckt. Man wirft Blicke auf etwas. Jesu Sichtweise war grad andersherum: Durch das Auge kommt Licht in den Körper, und dadurch weiß der Fuß, wo er hingehen muss; und die Hand, wo sie hingreifen muss; und die Menschenkenntnis, mit wem sie es zu tun hat.

Und dann erklärt Jesus, was passiert, wenn diese Lampe, die das Licht nach innen schickt, defekt ist:
„Wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.“
Hier muss man erstmal verstehen, dass „böse“ in diesem Fall keine moralische Wertung ist, sondern die wörtliche Übersetzung orientalischer Ausdrucksweise. Wir nennen einen Tumor ja auch „bösartig“, obwohl er keinerlei moralische Absichten hat, sondern nur einen Defekt, der zu ungebremster Ausdehnung führt. Das Auge ist hier also nicht ein Moralschwein, sondern defekt.

Und wenn das Auge defekt ist, wenn also der Mensch blind oder schwer sehbehindert ist, dann steht der gesamte Menschen im Dunklen. Man kommt vielleicht noch mit Tasten zurecht oder mit Hören, oder man lässt sich von jemand anderem führen, aber im Grunde genommen weiß die Hand nicht mehr, wo sie hingreifen soll; der Fuß nicht mehr, wohin er gehen soll; und alle Zusammenhänge, die ein sehender Mensch über das Sehen begreift, kann man nicht mehr begreifen. Man ist also schwer orientierungslos.

Und damit ist die Geschichte vom Auge zu Ende. Jetzt kommen die Anwendung, der Vergleich.
„Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!“
Wenn Dein Auge, also der Lieferant des äußeren Lichtes, defekt ist, ist das schon schlimm. Aber wenn Dein Herz, der Lieferant Deines inneren Lichtes, defekt ist – wenn also die Orientierung Deines Willens, Deines Gewissens, Deiner Liebe, Deiner Ziele und Absichten, wenn die Orientierung bezüglich der Grunddaten Deines Lebens nicht mehr funktioniert – das beschreibt Jesus als noch viel schlimmer, als wenn „nur“ die rein äußerliche Orientierung nicht mehr funktioniert.


Und diese Aussage steht in der Bergpredigt im Zusammenhang mit Geld, Besitz und Sorge. Mit Geiz und Habgier, mit Armut und Hoffnungslosigkeit. Wenn das Geld Dein inneres Navi darstellt – egal ob aus dem Grund, weil Du sehr viel davon hast, oder aus dem Grund, weil Du fast nichts davon hast – dann bist Du gefangen in einer geradezu unbeschreiblich finsteren Finsternis. 

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