Dienstag, 14. April 2020

Wenn ein Stein keiner ist


Von alleine hätte ich es ja nicht gelesen.
Vor allem, weil ich in letzter Zeit schon soviel über die Psalmen gemacht habe.
Da bekommt man es dann hinterher nur gemeckert, man mache immer nur Sachen aus dem Alten Testament.
Aber ich hatte nun einmal Gott gefragt, was ich lesen soll, und er kam wieder mit einem Psalm: einhundertachtzehn.
Und wie immer: Bei oberflächlichem Lesen allerliebst und erbaulich, bei genauerem Hinsehen völlig unverständlich.
Denn insbesondere in der zweiten Hälfte stehen die Verse völlig zusammenhangslos hintereinander. Da hat der nächste mit dem vorigen nichts zu tun.
Und in diesem Psalm (und frei von jedem Zusammenhang) steht nun auch der bekannte Vers, dass der Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden ist.
Ja, noch mehr: Gott hat das gemacht, und es ist ein Wunder.

Das Unverständnis

Nun weiß ich ja, dass Jesus diesen Vers auf sich bezogen hat. Und in dem Zusammenhang, wie Jesus den Vers für sich selbst gebraucht, habe ich das verstanden.
Aber der Mensch, der den Psalm ursprünglich geschrieben hat, hat ja auch irgendwas vor Augen gehabt, als er von dem Stein schrieb hat.
Und um den Psalm in seinem Durcheinander zu verstehen, fand ich es halt wichtig, zu verstehen, was der Autor sich beim Schreiben gedacht hat.
(Man denkt, wenn man so etwas schreibt, ja nicht: „Oh, eine hübsche Formulierung! Passt zwar hier nicht hin, kann aber bestimmt mal jemand brauchen. Ich schreibe sie mal in den Text, für eventuell und irgendwen.“)

Die Exegeten

Also habe ich – um zu verstehen, von welchem Stein er spricht - die Kommentare und Bibelauslegungen gelesen.
Und zwar 10 verschiedene.
(Ja, zehn. Das ist der Fluch des Internets, dass es so eine Flut an Information gibt.)
Und manchmal passiert das:
Dass die über Jahrhunderte alle voneinander abschreiben.
Ist mir schon ein paarmal begegnet, und hier war es nun wieder so.
Die Ausleger bezogen die Sache mit dem Stein alle auf die Grundsteinlegung des zweiten Tempels in Jerusalem. Zitierten alle Esra 3,12.
Nun gut, sie brauchten einen Eckstein oder etwas ähnliches.
Da ist die Auswahl im Alten Testament nicht wirklich groß.
Und keinem von denen ist aufgefallen, dass die Sache doch ein Wunder ist, das Gott für alle sichtbar gemacht hat.
Aber wenn ein Stein, den man zuerst beiseite gelegt hat, sich hinterher als passend erweist, ist das ja kein Wunder. Man denkt dann in erster Linie vielleicht doch an ungeübtes Augenmaß der Maurer.
Selbst wenn bei Esra gemeint ist, dass aus so einem vergleichsweise kleinem Stein dann doch noch ein vernünftiger Tempel wird – wenn man nach 19 Jahren Bauzeit endlich den Putz an den Wänden hat, ist das – auch unter den Umständen, unter denen die damals in Jerusalem bauen mussten – kein Wunder. Arbeit führt in der Regel zu Ergebnis. Da ist nichts Übernatürliches bei. Schon gar nichts, was man in einem Psalm verarbeiten muss.

Das Folgeproblem

Aus der Festlegung des Steins auf den Grundstein bei Esra schlossen die Ausleger nun auf die Aussage des Rests des Psalms.
Kurz gesagt: Die Ergebnisse waren wenig hilfreich. Denn wenn die Grundlage, auf die man seine Erkenntnisse stellt, nicht stimmt, taugen die Erkenntnisse natürlich auch nichts.
Denn eigentlich passt der Rest vom Psalm zu keiner Grundsteinlegung oder Einweihungsfeier für einen Tempel.
Aber was nicht passt, wird passend gemacht.
Genauso klang es.

Die Lösung

Nachdem Gott mich drei Tage lang immer wieder mit diesem Psalm und diesem Stein beschäftigt hatte – denn Gott gab keine Ruhe, fing immer wieder damit an – und ich ihn am vierten Tag wieder fragte, was ich lesen soll, da war die Antwort, ich soll den Psalm 118 in der roten Bibel lesen.
Das ist eine Einheitsübersetzung.
(Ich besitze Bibeln in vielen unterschiedlichen Tönungen.)
Und dort wurde mir beim Lesen klar, dass der Fehler war, dass man davon ausgegangen war, dass der Stein, von dem der Autor spricht, ein echter massiver Stein war.
Der Fehler war entstanden, weil man sagte: Jesus hat diesen Stein bildlich gebraucht, sozusagen als Gleichnis auf sich selber.
Also muss es im Original ja ein echter Stein gewesen sein.
Aber es war schon im Original ein Bild, ein Vergleich, ein Gleichnis.
Es war schon in Psalm 118 die bildliche Anwendung eines Sprichwortes.
Es gab keinen echten, massiven Stein.
Und dann bekommt alles andere in dem Psalm plötzlich Sinn.
Dann entsteht ein Zusammenhang.
Und dann sagt der Psalm auf einmal viel mehr als nur frommes, erbauliches Gedankengut in rosa.

von Daniel am 22.3.2020

Liebe Geschwister,

wie Damaris Ossi so gut sagte: Heute is Sonntag und ich vermisse Euch.

Zur Ermutigung heute morgen möchte ich einen Bibelvers und ein Lied mit Euch teilen.

Matthäus 10:29-31

Denkt doch einmal an die Spatzen! Zwei von ihnen kosten nicht mehr als einen Groschen, und doch fällt kein einziger Spatz auf die Erde, ohne dass euer Vater es zulässt. Und bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Seid darum ohne Furcht! Ihr seid mehr wert als eine noch so große Menge Spatzen.

Meine Großeltern Mathurin & Marie Le Cardinal sind mir stets ein Beispiel im Glauben gewesen. Sie haben zwei Weltkriege überlebt und obwohl sie sehr schwere Zeiten durchgemacht haben, habe ich sie nie klagen hören. Was ich von ihnen gehört und gelernt habe ist Dankbarkeit, für Gottes Liebe, für Gottes Segen, für Familie und für das Schöne im Leben.

Im Geiste dessen, leite ich euch ein Lied weiter, das Talia White-Ogren (Enkelin von Charles & Pam White, die mit den Gemeinden Christi in Grenoble und Lyon, Frankreich, gearbeitet haben) unsere Freunde Debby & Dennie Osborne geschickt hat. Wenn es ein Bild gibt, das mir hilft den zukünftigen Himmel zu begreifen, ist es das von vielen Stimmen in Harmonie. In diesem Fall sind es 5000:


Friede sei mit Euch, 🕊🌍

von Daniel am 5.4.2020

Liebe Geschwister,

Heute ist Palmsonntag und ich vermisse Euch.

Zur Ermutigung heute möchte ich die folgenden Bibelverse mit Euch teilen.

Lukas 10:38-42

Als sie weiter zogen, kam er in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

Bei diesem Bild möchte ich mich natürlich immer als Maria sehen, was Psychologe Fritz Heider den Attributionsfehler nennt und Jesus schon im 1. Jahrhundert durch das Bild vom Splitter oder Balken im Auge beschrieben hatte (Matthäus 7:1-5). "Die anderen machen es wie Marta und ich wie Maria", denke ich gleich, wenn ich diese inspirierende Geschichte lese, doch was wenn das Beispiel von Marta ausgerechnet auf mich, auf uns, trifft? Kann es sein, dass wir im Alltag so beschäftigt sind, dass wir eine der wichtigsten Botschaften Jesus' verpassen? Der Gedanke ist nicht neu, doch ich glaube, dass wir uns gerade in dieser Zeit der Unsicherheit darauf besinnen sollten, dass nur eines wichtig ist, das uns nicht genommen werden kann.

Im Geiste dessen, möchte ich heute morgen die wunderbaren Töne von Johann Sebastian Bachs Lukas-Passion Euch weiterleites. "Ich spiele die Noten, wie sie auf dem Blatt stehen, Gott aber macht die Musik", sagte einst Bach:

https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=RS9qhGzWYPg.

https://www.youtube.com/watch?v=QNaJ6lb0RjY

Friede sei mit Euch, 🕊🌍

Dienstag, 24. März 2020

Die Plastizitätszahl


Mein Nachhilfestudent war da.

Wie fast jeden Sonntag.

Ist durch die Prüfung gefallen und muss jetzt ins mündliche.

Geophysik.

Er konnte mit den Formeln rechnen.
Er konnte auch die einzelnen Werte richtig eintragen in die Formel: Z.B. die Plastizitätszahl und die Konsistenzzahl.
Aber er wusste nicht, was diese Zahlen bedeuten.

Er bekam bei der Rechnung ein Ergebnis, wusste aber eigentlich nicht, was er gerade ausgerechnet hatte.

Das ist schlecht, wenn man in der Prüfung lauter Textaufgaben bekommt, bei denen man im Grunde erst einmal herausfinden muss, was man ausrechnen muss.

Jede Sprache ist schwierig, wenn man die Vokabeln nicht kann.

Der Suchvorgang

Also haben wir versucht, herauszufinden, was die Plastizitätszahl und die Konsistenzzahl eigentlich bedeuten.
Wir hatten zwei sehr dicke Lehrbücher zur Verfügung, eins über Geophysik und eins über Gleisbautechnik, die Mitschriebe und Unterlagen aus den Vorlesungen und das gesamte Internet.
Und diese Zahlen kamen überall vor.
Man kannte die.
Sie wurden oft erwähnt.
Aber nirgendwo haben wir eine Beschreibung oder eine Definition gefunden.
Nirgends eine Erklärung in dem Stil: „Die Plastizitätszahl ist dazu da, dass man weiß, wieviel Rumms in welchem Knacks unter welchen Umständen …“.
Alle haben diese Zahlen benutzt, aber niemand hat sie erklärt.

Der Findevorgang

Nach 90 Minuten denken und wälzen hatte ich es raus.
Und ich habe es rausbekommen, indem ich die Formel rückwärts gerechnet habe.
Ich habe also die Formel auseinander genommen und überlegt, was man da eigentlich von was abzieht und durch was teilt, und warum. 
Über das Verstehen der Formel bin ich dahin gekommen, dass ich verstanden habe, was wir ausrechnen.

Die Plastizitätszahl in der Bibel

Wir haben in der evangelikalen Christenheit genau das gleiche Problem.
Die Gläubigen kennen die Worte und können sie zu wunderbaren Sätzen und Formeln zusammenfügen.
Sie jonglieren mit Liebe und Heiligung, Sünde und Vergebung, Ewigkeit und Einheit, Heiligem Geist und Sohnschaft.
Und wenn man sie fragt, um was es eigentlich geht bei der ganzen Sache, dann wiederholen sie einfach ihre Formeln und Sätze.
Und die Gläubigen sagen: So falsch kann das ja nicht sein, was wir da sagen, das steht ja so in der Bibel. Das sind biblische Sätze, biblische Formeln.
Wie in der Geophysik: An meiner Benutzung der Formel kann keiner rummeckern, sie steht ja so im Lehrbuch.

Leider nicht

Wir haben in der Bibel das gleiche Problem wie in der Geophysik: Worum es eigentlich geht, wird weder definiert noch formuliert.
Und darum hat uns das von unseren Bibellehrern und Predigern auch nie jemand gesagt.
Die wussten es auch nicht, denn es steht als Definition oder Formulierung nicht in der Bibel drin.
Man bekommt es nur raus, wenn man die Formeln auflöst und rückwärts rechnet.
Wenn man Liebe durch Heiligung teilt, Sünde von Vergebung abzieht, Ewigkeit mal Einheit nimmt und die Wurzel zieht aus Heiligem Geist und Sohnschaft.

Das Ergebnis

Das Ergebnis ist, dass es darum geht, in Kontakt zu treten mit dem ewigen Gott.
Also das uralte Menschheitsproblem: Es gibt offensichtlich einen Gott, aber wie kann man mit ihm umgehen.
Es geht nicht um die Sündenvergebung, denn die ist nur Mittel zum Zweck.
Es geht nicht um Heiligung, denn die ist nur Mittel zum Zweck.
Es geht nicht um den Heiligen Geist, denn der ist nur Werkzeug oder Methode.
Es geht nicht um das ewige Leben, denn das ist nur die Existenzform, die man braucht, um den Kontakt oder die Gemeinschaft mit diesem Gott optimal herstellen zu können.
Es geht nicht um die Liebe, denn sie ist nur das Motiv für den Kontakt zwischen Gott und Menschen.
Es geht darum, möglichst nah an diesen Gott ranzukommen, sich mit ihm verständigen zu können. Tatsächlich und nachweisbar in seiner Nähe zu leben und sich dieses nicht nur einzubilden.
Gottes Stimme zu hören, Gottes Atem zu spüren, Gottes Bewegungen mitzubekommen, Gottes aktuelles Handeln zu erkennen und darum erfolgreich mitmachen zu können.
(Über den letzten Punkt hat Rick Warren in seinem Buch „Kirche mit Visionen“ ein ganzes Kapitel geschrieben: Mitzukriegen, wann und wo Gott eine Welle macht, und dann darauf surfen.)
„Gemeinschaft“ könnte man das nennen, wenn dieser Begriff in der christlichen Szene nicht so dermaßen ausgelutscht, abgenutzt und missbraucht wäre.
Freund und Freundin Gottes zu sein, im besten und absolutem Sinne dieses Begriffes.

Warum Jesus kam

Das ist auch der einzige Grund, warum Jesus gekommen ist: Um die Verbindung zwischen Gott und Mensch zu perfektionieren.
Jesus ist nicht gekommen, um die Sünden zu vergeben. Er hat zwar alles getan, damit sie vergeben werden, aber das war nur ein Mittel, um sein eigentliches Ziel zu erreichen.
Jesus ist nicht gekommen, um den Teufel zu besiegen. Er hat ihn zwar besiegt, aber das war nur ein Mittel, um sein eigentliches Ziel zu erreichen.
Das eigentliche Ziel von Jesus war, eine größtmögliche Nähe von Menschen zu Gott (oder andersherum) herzustellen.

Die richtige Benutzung der Formeln

Alle die christlichen Formeln wird man nur dann richtig benutzen, wenn man das Ergebnis verstanden hat, zu dem alle diese Formeln hinführen sollen.
Wenn man den Heiligen Geist, die Sünde oder die Heiligung als absolute Werte benutzt, also als Endergebnis und nicht als einen untergeordneten Teil der eigentlichen Formel, kriegt man irgendeine Form der Gesetzlichkeit.
Wobei auch die Ungesetzlichkeit eine Form der Gesetzlichkeit ist.
Darum betont Paulus, dass alles erlaubt ist.
Aber eben nicht alles nützt.
Nichts nützt wozu?
Zu dem Ergebnis, das am Ende rauskommen soll.
Aber dieses Ergebnis, das nirgendwo in der Bibel definiert oder formuliert ist, müsste man verstanden haben.

Glaube

„Glauben“ ist damit die Überzeugung, dass die Nähe zu Gott für mich tatsächlich in bestmöglicher Form hergestellt ist, und dann entsprechend zu denken und zu leben.
(Und diese Definition von „Glaube“ steht übrigens auch nicht in der Bibel. Auch sie muss man rückwärts errechnen.)

Nachtrag

P.S.: Die Plastizitätszahl bezeichnet übrigens die Menge an Wasser (angegeben in %), die ein Boden vertragen kann, ohne dass er wegfließt. Wenn die Plastizitätszahl eines Bodens gering ist, er also wenig Wasser verträgt, sollte man dafür sorgen, dass es dort, wo man das Haus oder die Straße bauen will, nicht regnet.
Die Konsistenzzahl wiederum schließt aus der Plastizitätszahl, ob der Boden hart oder weich ist.
Die Plastizitätszahl sagt also, wieviel oder wie wenig es regnen darf, damit der Boden sich noch bewegen kann.
Die Konsistenzzahl sagt, wie hart der Boden ist.