Mittwoch, 26. November 2014

So groß!



In Kapitel 2 der Klagelieder wird ausführlich beschrieben, wie gründlich und methodisch Gott Jerusalem und seine Umgebung zerstört hat.
Um es kurz zu machen: Jerusalem war in einem ähnlichen Zustand wie deutsche Großstädte nach dem zweiten Weltkrieg. Es war komplett zerstört und vollständig niedergebrannt, und es konnte niemand mehr dort wohnen – der Stadthalter von Juda, den Nebukadnezar später einsetzte, musste in Mizpa seinen Amtssitz nehmen, weil man in Jerusalem nicht mehr wohnen konnte.
Und die Klagelieder beschreiben den Zusammenbruch Jerusalems als den größten Crash in der damals bekannten Geschichte – ein Zusammenbruch so groß wie das Meer, das die Menschen damals für unendlich hielten und für das größte, was es auf der Erde gibt. Aus einer schönsten und berühmtesten Städte der damaligen Zeit war der größte Trümmerhaufen weit und breit geworden.
Und die Klagelieder beklagen den unglaublich großen Zorn Gottes, der selbst vor seiner eigenen Wohnung, dem Tempel, nicht halt machte, und der keine Rücksicht auf Frauen und Kinder nahm und der mit einer so unglaublichen Gewalt über Land und Leute kam – niemand hatte jemals damit gerechnet, dass Gott so zornig werden würde.
Aber wenn Gottes Zorn so groß ist: Wie groß ist dann eigentlich seine Liebe?

Montag, 3. November 2014

Dickes Fell


Klagelieder 1,12
Ist es noch nicht zu euch gedrungen, alle, die ihr des Weges zieht? Schaut und seht, ob es einen Schmerz gibt wie meinen Schmerz, der mir angetan worden ist, mit dem mich der HERR betrübt hat am Tag seiner Zornglut!
Ein dickes Fell sollte man sich zulegen. Unbedingt. Denn die Zahl der Kritiker, die über einen herfallen, ist mit den Möglichkeiten der digitalen Welt nicht weniger geworden. Auf einen, der etwas auf die Beine stellt, kommen mindestens zehn Nörgler. Die Menge derer, die etwas wissen, ist begrenzt, aber die Menge derer, die es besser wissen, ist fast unendlich.
Dabei sagt in den allermeisten Fällen die Kritik mehr über den Kritiker als über das, was kritisiert wird.
Durch die Kritik schimmert der Neid des Kritikers, und sein Ärger darüber, dass er diese Idee nicht gehabt hat. Die egoistische Angst des Kritikers, dass er durch diese Idee Nachteile erleiden könnte, wird überdeutlich. Manche kritisieren nur aus dem Grund, weil sie auch etwas sagen wollen, also einfach nur deswegen, weil sie wahrgenommen werden wollen. Oft ist es nicht zu übersehen, dass es dem Kritiker gar nicht um die Sache geht, sondern nur darum, dem anderen eins auszuwischen.
Kurz gesagt: Die meiste Kritik ist subjektiv und nur der Egozentrik des Kritikers geschuldet. Objektive und sachlich angemessene Kritik ist selten. Ein dickes Fell ist eine lohnende Investition.
Aber wenn man Gott zum Kritiker hat! Gott ist wahrhaftig, und seine Kritik ist es auch. Gott unterstellt mir keine Beweggründe, sondern er kennt meine Beweggründe. Gottes Kritik ist sachlich, objektiv und zutreffend. Das dicke Fell ist da kontraproduktiv, argumentieren nützt nichts, und zurückschlagen ist sinnlos.
Wehe dem, der Gott zum Kritiker hat!

Samstag, 1. November 2014

Gemeinde in Unterwäsche



Klagelieder 1,8
Schwer gesündigt hat Jerusalem. Darum ist sie zum Gespött geworden; alle ihre Verehrer verachten sie, weil sie ihre Blöße gesehen haben. Sie selbst aber seufzt und wendet sich ab.
Kleider machen Leute. Aber die Gemeinde ist nackt. Und alle können es sehen.
Was ja vielleicht kein Problem wäre. Wenn die Gemeinde, ganz ohne Klamotten, wunderschön wäre. Ist sie aber nicht. 
Schon in 5.Mose 7:7 hat Gott darauf hingewiesen, dass er Israel nicht erwählt hat, weil sie so super sind, sondern weil sie so nichts sind. Paulus hat die Korinther darauf hingewiesen, dass ja ganz offensichtlich ziemlich wenige glanzvolle Menschen in der Gemeinde sind. Auch bei der Berufung der zwölf Apostel hat Jesus nicht die Creme der israelitischen Bevölkerung ausgewählt.
Kleider machen Leute. Was die Gemeinde herrlich macht, ist Gott. Was sie schön macht, sind die himmlischen Anteile. Was der Gemeinde Glanz verleiht, ist das Göttliche in ihr. Den größten Teil dieser Kleidung hat die Gemeinde selbst abgelegt, und als sie nur noch in Unterwäsche dastand, ist Gott auch noch gegangen. Jetzt ist sie ganz nackt.
Und jetzt kann jeder sehen, dass die Gemeinde ohne Gott, also nur sie ganz alleine, unansehnlich und peinlich ist. Ja, Daimler Benz ist ohne Gott recht prächtig, Facebook ist ohne Gott rühmenswert, und Herr Putin wird ohne Gott von vielen Russen als starker Präsident wahrgenommen. Aber die Gemeinde ohne Gott ist nur jämmerlich, kläglich und peinlich.
Darum wird die Gemeinde, wenn sie ein bisschen von Gott weglässt, um massenkompatibler zu werden, nicht etwa attraktiver für die Menschen, sondern genau das Gegenteil.