In Ephesus herrschte, als Paulus in der Gegend war, eine
bunte religiöse und esoterische Vielfalt. Es gab den wichtigen Tempel der
Göttin Artemis und den dazugehörigen umfangreichen Kult. Es gab Juden. Es gab
jüdische Geisterbeschwörer. Es gab Leute, die mit der Taufe von Johannes dem
Täufer getauft worden waren. Es gab ein paar Christen, die aber nicht besonders
in Erscheinung traten, u.a. Priscilla und Aquilla. Und es gab Unmengen von Zauberer
und schwarzer Magie.
Als Paulus nun für längere Zeit in die Stadt kam – er hatte
schon vor Jahren dorthin wollen, aber Gott hatte ihn nicht gelassen und ihn
stattdessen nach Griechenland geschickt, und als Paulus 6 Monate vor Kapitel 19
in Ephesus war, hatte es nicht gepasst, dass er länger blieb – als Paulus jetzt
also für länger kam, traf er auf einige Christen, die noch nie etwas davon
gehört hatten, dass der Heilige Geist ausgegossen worden war. Und getauft waren
sie auch nur mit der Taufe von Johannes dem Täufer.
Nun holte Paulus das Fehlende nach und taufte sie auf den
Namen Jesu. Damit war ein Eigentümerwechsel vollzogen, sie gehörten jetzt
Jesus, und damit unterschieden sie sich in nichts mehr von dem durchschnittlichen
Gläubigen in der durchschnittlichen Gemeinde.
Und jetzt hätte Paulus ja Ruhe geben können. Es war ja
alles in Ordnung. Er hatte jetzt ordentlich Christen, damit konnte er jetzt
schön in Ephesus Gemeinde bauen. Und motiviert waren diese Leute offenbar auch,
denn wenn man ihnen erklärte, dass es etwas Besseres gab als das, was sie
bisher hatten, dann griffen sie zu. Also die Sache mit Gott war ihnen wichtig. Mit
diesen Leuten konnte man gemeindebaumäßig was anfangen. Jeder andere Prediger
wäre dankbar gewesen für solche Leute.
Nicht so Paulus. Der legte denen auch noch die Hände auf, so
dass der Heilige Geist auf sie kam und sie zu Sprachen redeten, die sie nie
gelernt hatten, und Dinge wussten, die sie eigentlich nicht können konnten.
Warum begnügt Paulus sich nicht mit vorbildlichen, gut
motivierten Gemeindegliedern?
Weil man mit Fleiß und Disziplin, mit Kreativität und
Einfallsreichtum, mit Marketing und Motivation große und weltweit agierende
Unternehmen aufbauen, mächtige Institutionen und einflussreiche Organisationen.
Dafür sind solche menschlichen Methoden und weltlichen Mittel bestens geeignet.
Hier in Ephesus musste Paulus aber gegen die Mächte des
Bösen kämpfen, gegen die Armeen der Finsternis – und wie man in Vers 16 sieht,
wissen diese Geister sich auch kräftig zu wehren, wenn man sie bekämpfen will. Und
gegen die Armeen der Finsternis kommt man mit Fleiß und Disziplin nicht an, und
Marketingmethoden prallen an diesen Kräften wirkungslos ab, und die besten
Motivation und der stärkste Wille hat gegen diese Mächte keine Chance.
Der Teufel fürchtet sich nicht vor Bibelstunden und gut
ausgebildeten Theologen. Kreativität und Einfallsreichtum werden dem Teufel
immer unterlegen sein, und der edelste Charakter und die besten Vorsätze sind
für ihn keine Gegner.
Wenn man die übernatürlichen Mächte besiegen will, dann
braucht man übernatürliche Mittel. Ohne die Gaben des Geistes braucht man gar
nicht anzufangen. Und darum fängt Paulus auch nicht ohne sie an.