Der jüdische Rumpfstaat hatte vor 586 v.Chr.
nicht nur allen gefallen wollen. Man wollte auch mit allen befreundet
sein. Und, naja, in Wirklichkeit wollte man auch von allen
profitieren. Man wollte bei vielen akzeptiert sein, um die Vorteile
aus all diesen Bekanntschaften zu genießen.
Darum hat dieser Kleinstaat irgendwann Gott nicht
mehr gefallen. Wer auf zu vielen Hochzeiten tanzt, verpasst seine
eigene. Gott wollte nicht einer unter vielen sein.
Und also hat Gott diesen Kleinstaat fallen
gelassen. Kein Interesse mehr. Ihr habt jetzt so viele Freunde, seht
zu, wie ihr alleine klarkommt.
Man kam aber nicht klar. Denn in dem Moment, wo
der Segen weg war, wollten die anderen „Freunde“ auch nichts mehr
mit Juda zu tun haben. Und als die Babylonier kamen, fand Juda sich
schutzlos und verlassen den Babyloniern ausgeliefert.
Lange her? Ach was! Die heutige Gemeinde will der
Evangelischen Allianz gefallen und den Volkskirchen, den Ungläubigen
und den Skeptikern. Der Presse will man gefallen und im Fernsehen gut
wegkommen und einen schönen Artikel in Wikipedia haben. Möglichst
viele Likes auf Facebook und viele Follower auf Twitter. Man holt die
Psychologie ins Boot und den Zeitgeist, und macht Benefiz-Aktionen,
die mit Gott nichts mehr zu tun haben, uns aber die Achtung der
Gottlosen einbringen. Man ist bei der Ice-Bucket-Challence dabei und
bei der Zitronen-Challance, und hat ein Team beim
Wohltätigkeitsmarathon. Die Achtung der intellektuellen Jugend holt
man sich über einen Poetry-Slam im Gemeindehaus und die Achtung der
Nachbarn durch ein Nachbarschaftsfest.
Man ist vernetzt in alle Richtungen und connected
auf allen Ebenen. Und muss es zwangsläufig irgendwie allen recht
machen und darf niemanden vor den Kopf stoßen.
Und irgendwann hat man alle ins Boot geholt.
Nur Gott ist an Land geblieben. Er ist nicht
mitgefahren. Aber das merkt man erst, wenn die Babylonier kommen.
Oder die nächste Krise. Wenn einem die 8000 Likes nicht mehr helfen.
Und der Eine, auf dessen Like man angewiesen wäre, hat sich
verabschiedet.
Weil man den one true lover nicht von all den
friends unterscheiden konnte.
(Das alles steht in Klagelieder 1, Verse 2 + 8 + 17 + 19 + 21).
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