Eines Tages kamen Weise aus dem Morgenland zu Herodes dem Großen und sagten: "Wir suchen die Liebe! Wir haben rosa Herzchen zum Himmel aufsteigen sehen!"
So scheint es in vielen Bibeln zu stehen. Das Reich Gottes ist eine rosa Angelegenheit, gebettet in die weichen Kissen der Lieblichkeit.
Allerdings suchten die Weisen aus dem Morgenland gar nicht die Liebe, sondern einen König. Vor der Liebe hätte Herodes auch keine Angst gehabt, aber vor einem neuen König schon.
Die Weisen aus dem Morgenland kamen auch nicht, weil heilige Ergriffenheit ihr Herz erfüllte. Sie kamen nicht im Gefühl tiefer Glückseligkeit, sondern aus eiskaltem Machtkalkül. Wenn da ein neuer König erscheint, der so mächtig ist, dass ein Stern ihn ankündigt, dann tut man als Staat in der Peripherie dieses neuen Königs gut daran, sich alsbald bei ihm sehen zu lassen.
Wenn in Russland oder in den USA ein neuer Präsident an die Macht kommt, schreibt Frau Merkel ja auch jedesmal ein Glückwunschtelegramm. Wenn ein neuer Machthaber die Bühne betritt, ist man klug beraten, sich bemerkbar zu machen.
Der Besuch der Weisen war kein Besuch des Herzens, sondern ein Besuch der politischen Strategie. Und wer über kein schneller Internet verfügt, benutzt halt schnelle Pferde.
Und die Weisen haben mit ihrem Besuch bewiesen, dass sie wirklich weise waren. Denn tatsächlich ist das Kommen Jesu nicht in erster Linie ein Schub für die Liebe, sondern ein Zeichen der Macht. Gottes Macht, um genau zu sein.
Was Johannes der Nassmacher dann 30 Jahre später ankündigte, war auch nicht die Loveparade, sondern ein Königreich. Eine Revolution. Ein Wechsel an der Weltspitze. Eine massive Bedrohung alles Bösen. Eine Beendigung der Versklavung, ein Sprengen aller Ketten. Macht in ihrer mächtigsten Form.
Selbstverständlich ist Gott Liebe. Gott ist in seinem Innersten nur gut und Güte. Und seine Nachfolger sollen genauso sein. Aber Liebe, die machtlos ist, ist für die Katz. Die bewirkt nichts. Die kann man sich schenken.
Liebe, die das Gute nicht durchsetzen kann, ist völlig überflüssig. Darum hat Gott seine Leute mit jeder Menge Macht ausgestattet. Klar, nicht mit der Macht der Fäuste und der Kalaschnikows. Sondern mit einer viel stärkeren.
Wer die Liebe in diese Welt bringen will, braucht Macht. Wer das Böse vertreiben will, ebenfalls. Liebe ohne Macht ist nichts.
Was Paulus dann zu dem Schlusswort in 1.Kor 16:13 verleitete: "Wachet, steht fest im Glauben! Seid mannhaft! Seid stark!"
Die Sache mit Gott ist nämlich nichts für Schwächlinge und Leute mit einer Machtphobie.
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