Montag, 24. August 2015

Logiknachhilfe für Jesus

Doch, das ist nötig. Einige Gleichnisse von Jesus sind in ihrer Logik so orientalisch, dass wir als Europäer ernsthafte Probleme haben, sie zu verstehen.

So hat Jesus z.B. in der Bergpredigt im Zusammenhang mit der Bedeutung des Geldes ein Gleichnis über das Auge erzählt, das aber überhaupt kein Gleichnis über das Auge ist! Da muss man nur erstmal drauf kommen!

Jesus beginnt in Matthäus 6,22 mit der Aussage:
„Die Lampe des Leibes ist das Auge.“
Wir Europäer gehen davon aus, dass der Mensch aus dem Auge herausguckt. Man wirft Blicke auf etwas. Jesu Sichtweise war grad andersherum: Durch das Auge kommt Licht in den Körper, und dadurch weiß der Fuß, wo er hingehen muss; und die Hand, wo sie hingreifen muss; und die Menschenkenntnis, mit wem sie es zu tun hat.

Und dann erklärt Jesus, was passiert, wenn diese Lampe, die das Licht nach innen schickt, defekt ist:
„Wenn nun dein Auge klar ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.“
Hier muss man erstmal verstehen, dass „böse“ in diesem Fall keine moralische Wertung ist, sondern die wörtliche Übersetzung orientalischer Ausdrucksweise. Wir nennen einen Tumor ja auch „bösartig“, obwohl er keinerlei moralische Absichten hat, sondern nur einen Defekt, der zu ungebremster Ausdehnung führt. Das Auge ist hier also nicht ein Moralschwein, sondern defekt.

Und wenn das Auge defekt ist, wenn also der Mensch blind oder schwer sehbehindert ist, dann steht der gesamte Menschen im Dunklen. Man kommt vielleicht noch mit Tasten zurecht oder mit Hören, oder man lässt sich von jemand anderem führen, aber im Grunde genommen weiß die Hand nicht mehr, wo sie hingreifen soll; der Fuß nicht mehr, wohin er gehen soll; und alle Zusammenhänge, die ein sehender Mensch über das Sehen begreift, kann man nicht mehr begreifen. Man ist also schwer orientierungslos.

Und damit ist die Geschichte vom Auge zu Ende. Jetzt kommen die Anwendung, der Vergleich.
„Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß die Finsternis!“
Wenn Dein Auge, also der Lieferant des äußeren Lichtes, defekt ist, ist das schon schlimm. Aber wenn Dein Herz, der Lieferant Deines inneren Lichtes, defekt ist – wenn also die Orientierung Deines Willens, Deines Gewissens, Deiner Liebe, Deiner Ziele und Absichten, wenn die Orientierung bezüglich der Grunddaten Deines Lebens nicht mehr funktioniert – das beschreibt Jesus als noch viel schlimmer, als wenn „nur“ die rein äußerliche Orientierung nicht mehr funktioniert.


Und diese Aussage steht in der Bergpredigt im Zusammenhang mit Geld, Besitz und Sorge. Mit Geiz und Habgier, mit Armut und Hoffnungslosigkeit. Wenn das Geld Dein inneres Navi darstellt – egal ob aus dem Grund, weil Du sehr viel davon hast, oder aus dem Grund, weil Du fast nichts davon hast – dann bist Du gefangen in einer geradezu unbeschreiblich finsteren Finsternis. 

Montag, 3. August 2015

Nikodemus will nicht!

Nein, Nikodemus wollte nicht. Ganz bestimmt nicht. 

Gott stand fest unter der Herrschaft der Theologen. Was Gott tun durfte und was nicht, das wurde von der geistlichen Leitung bestimmt. 

Was auch ganz praktisch war. Man war vor Überraschungen sicher. Man war Chef im eigenen Hause. 

Und jetzt sagt Jesus zu Nikodemus, es funktioniere nicht, wenn Nikodemus den Gott nicht etwas machen ließe, worauf Nikodemus keinerlei Einfluss und kein Mitspracherecht hätte. Der Mensch müsse von neuem geboren werden, und das sei alleine Gottes Werk. Der Mensch muss es Gott erlauben. Aber machen kann es nur Gott ganz alleine, und das Ausmaß dessen, was da geschieht, bestimmt nur Gott. Und das Ergebnis, also was da geboren wird, bestimmt ebenfalls nur Gott. 

Nicht wahr, Kontrollverlust ist ein schwieriges Thema. Nikodemus war nicht nur eine gebildete, wohlhabende und mächtige Einzelperson, er war auch Mitglied des hohen Rates. Nikodemus hatte nicht nur die Herrschaft über sein eigenes Leben, er war auch beteiligt an der Herrschaft über das Judentum. Über das damalige Reich Gottes. 

Und jetzt kommt Jesus und sagt: "Die Herrschaft muss wieder Gott gehören." Sowas traf Nikodemus im Zentrum seines Lebens, seines Denkens, seiner Existenz. 

Des Menschen Autonomie ist eine sehr heilige Kuh. Und dass man Gott erlaubt, dass er machen darf, was er will, kommt auch in christlichen Gemeinden sehr selten vor. 

"Der Wind weht wo er will", sagte Jesus zu Nikodemus, "und man sieht höchstens die Ergebnisse seines Wehens, nämlich das Rauschen der Blätter oder die abgebrochenen Äste." Und so ist jeder Mensch, der tatsächlich aus Gottes Geist neu geboren ist. Mit dem passieren Dinge, über die er selbst keine Macht hat, und über die Gemeindeleitung oder die Moralapostel erst recht keine Macht haben. 

Hört sich blöd an, ist aber so: 
Damit die Freiheit leben kann, muss die Autonomie sterben.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Auf dem Fahrersitz sitzen

Eigentlich nichts Besonderes, der Brief an Titus.

Außer dass Paulus ständig schreibt, man möge doch bitte das eigene Leben gestalten. Und nicht etwa auf die Idee kommen, es andere gestalten zu lassen!

Mach etwas draus!

Setz Dich auf den Fahrersitz und lenke selbst!

Insbesondere dann, wenn Du Einflüssen ausgesetzt bist, die eine ganz andere Richtung wollen als Du! Und das war beim Titus der Fall, der war in Kreta wohl in eine Gesellschaft mit charakterlichen Standards geraten, die besser zu Schlägertrupps und auf Malle passen als in eine Gemeinde. 

Natürlich muss man oft Dinge machen, die von außen bestimmt werden. Der Mensch ist keine Insel und lebt in Zusammenhängen mit anderen. Und wer 8 Stunden am Tag für andere arbeiten muss, der hat mitunter das Gefühl, sein Leben auf der Rückbank zuzubringen und keineswegs auf dem Fahrersitz.

Aber es geht dem Paulus gar nicht darum, was man macht, sondern wie man es macht. Tritt man als Botschafter Gottes auf, oder verkündet man mit dem eigenen Auftreten, dass die Welt ohnehin schlecht ist? 

Es geht um Aura, um Ausstrahlung. Um die Farbe, die man den Sachen und der Welt gibt. Und hier bei Titus insbesondere: Die Farbe, die man der Gemeinde gibt. 

Denn die Gemeinde ist die Botschaft des Gottesreiches in der Welt. Und wenn die Tapeten in Gottes Botschaft die gleiche Farbe haben wie die der Nachbarn, dann kann man sich das Einrichten des Botschaftsgebäudes eigentlich sparen. 

Also: Setz Dich auf den Fahrersitz! Gestalte Dein Leben, und gestalte Deine Gemeinde. Ob der Tag grau ist und die Gemeinde fadenscheinig, liegt an Dir! 

Sonntag, 26. Juli 2015

Ob man Paulus glauben soll

Beweisen kann man es sowieso nicht. 

Ob das  Neue Testament nun "Wort von Gott" ist oder nur Gerede von Menschen. 

Zumindest kann man es nicht mit herkömmlichen Methoden beweisen. 

Darum ist auch die ganze Diskussion über die "Inspiration" voll daneben. Weil es so "einfach" eben nicht ist. Denn man darf nicht vergessen, dass Jesus gelegentlich Gleichnisse erzählt hat, damit die Zuhörer ihn nicht verstehen. Voll inspiriert!

Dem Titus schreibt Paulus in der Einleitung des Briefes, dass Gott
"zu seiner Zeit aber sein Wort offenbart hat durch die Predigt, die mir nach Befehl unseres Retter-Gottes anvertraut worden ist"
Und wenn man den Paulus sehr gründlich liest, geht es einem ja oft so, dass einem plötzlich ein Licht aufgeht und man die Zusammenhänge versteht, die sich dabei dann in der Regel als so genial erweisen, dass man eben doch voller Hochachtung vor diesem Paulus steht und denkt: "Der hat Gott wirklich verstanden!"

Denn das, was die Evangelisten fast vollständig weggelassen haben, das macht Paulus umso ausführlicher. Die Evangelisten haben fast nichts erklärt. Sie haben die Dinge beschrieben, wie sie geschehen sind, und die Reden von Jesus wiedergegeben, wie er sie geredet hat. Aber sie haben nie gesagt: "Damit wollte Jesus dieses sagen". Oder "damit hat Jesus gemeint ....". 

Paulus erklärt. Und ob die Briefe vom Paulus nun "inspiriert" sind, werden wir auf diese Weise noch immer nicht klären, aber er war zumindest beauftragt. Das steht in Apostelgeschichte 9:15 - 
"Der Herr aber sprach zu Hananias: Geh hin! Denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als auch vor Könige und Söhne Israels."
Und natürlich kann man behaupten, dass die Briefe des Paulus voller Fehler sind oder voller Dinge, die nur für damals galten und nicht für uns heute. Man würde damit aber der Erfahrung widersprechen: Denn wenn Gott jemanden beauftragt, rüstet er den in der Regel auch aus und hilft ihm, den Auftrag ordentlich auszuführen. 

Also ich lese den Paulus und höre ihm zu. Denn wenn Gott ihn beauftragt, und ich ignoriere ihn dann, das kommt am Ende auch nicht gut. 

Mittwoch, 22. Juli 2015

Das Geld meines Zahnarztes

Ich war beim Zahnarzt. 

Das ist an und für sich nicht weiter erwähnenswert. Viele Leute gehen da hin. 

Meiner wollte aber mal wieder 1000.-€ für einen Zahnersatz. Was definitiv zuviel ist. Und was nicht sein müsste. Es ginge billiger. Aber der Zahnarzt will mein Geld. Dabei nimmt er es mit der Frage, was "richtig" und was "fair" ist, nicht so genau. 

Und damit steht er ja nicht alleine. Es gibt jede Menge Leute, die sich auf Kosten anderer bereichern und nicht etwa faire Preise für gute Leistung verlangen, sondern Abzocke betreiben.

Man ist natürlich frei, das Zeug zu kaufen, was die anbieten. Aber ich brauche meinen Zahnarzt. Und dummerweise ist Abzocke bei Zahnärzten eine Allgemeinerkrankung. Den Zahnarzt zu wechseln bringt also nichts. Der nächste wird es genauso versuchen.

Nun kann man natürlich nicht sagen, dass man das eigene Verhalten nicht vom Geld regieren lassen soll. Selbstverständlich muss man auf das Geld aufpassen, denn sonst ist es weg. Logisch muss man sich im Verhalten danach richten, wieviel Geld man hat und was man sich davon leisten kann. 

Aber dann gibt es die Momente, da darf man nicht. Da kann man nicht gleichzeitig Gott dienen und dem Geld. 

Und natürlich könnte ich mir zum x-ten Mal den Machtkampf mit meinem Zahnarzt ums Geld liefern. Und vermutlich ein paar hundert Euro dabei rausschinden. 

Aber als die Pharisäer das mit der römischen Steuer versuchten - die sie genauso ungerecht und unangemessen und unpassend empfanden wie ich die Forderungen des Zahnarztes - da hat Jesus sie ziemlich abblitzen lassen. In den Augen Gottes, meinte Jesus, sei diese Frage ziemlich unwichtig. Entscheidend sei nicht, wer den Machtkampf ums Geld gewinnt, sondern wer den Machtkampf um mein Gehirn gewinnt. 

Und wenn ich mich unentwegt über den Zahnarzt und das Geld ärgere, dann ist klar, wer den Machtkampf um mein Gehirn gewonnen hat. 

Von einer feindlichen Übernahme meines Gehirns muss auch ausgegangen werden, wenn ich mir ständig Sorgen mache wegen dem Geld oder mich aufrege über irgendwelche Preise. 

Klar, man muss aufpassen, was man mit seinem Geld macht. Mehr auszugeben als man hat ist nicht wirklich klug.

Aber für alle die Fälle, wo man es nicht steuern kann oder nur unter Mühen, die mehr schaden als nutzen, da gilt:
Gott hat es gesehen. 

Gott hat gesehen, was mein Zahnarzt macht, und Gott hat gesehen, was auf meinem Konto los ist und wie ich reagiert habe. Der Ball liegt in Gottes Feld.

Und abschließend muss ich fragen: Wer hat nun eigentlich Gott zum Freund? Mein Zahnarzt, oder ich? Und wer ist jetzt eigentlich der Gesegnete: Ich, der ich Gott kenne, oder mein Zahnarzt, der das Geld hat? 

Donnerstag, 16. Juli 2015

Rosa Herzchen stiegen auf

Eines Tages kamen Weise aus dem Morgenland zu Herodes dem Großen und sagten: "Wir suchen die Liebe! Wir haben rosa Herzchen zum Himmel aufsteigen sehen!"

So scheint es in vielen Bibeln zu stehen. Das Reich Gottes ist eine rosa Angelegenheit, gebettet in die weichen Kissen der Lieblichkeit.

Allerdings suchten die Weisen aus dem Morgenland gar nicht die Liebe, sondern einen König. Vor der Liebe hätte Herodes auch keine Angst gehabt, aber vor einem neuen König schon. 

Die Weisen aus dem Morgenland kamen auch nicht, weil heilige Ergriffenheit ihr Herz erfüllte. Sie kamen nicht im Gefühl tiefer Glückseligkeit, sondern aus eiskaltem Machtkalkül. Wenn da ein neuer König erscheint, der so mächtig ist, dass ein Stern ihn ankündigt, dann tut man als Staat in der Peripherie dieses neuen Königs gut daran, sich alsbald bei ihm sehen zu lassen.

Wenn in Russland oder in den USA ein neuer Präsident an die Macht kommt, schreibt Frau Merkel ja auch jedesmal ein Glückwunschtelegramm. Wenn ein neuer Machthaber die Bühne betritt, ist man klug beraten, sich bemerkbar zu machen. 

Der Besuch der Weisen war kein Besuch des Herzens, sondern ein Besuch der politischen Strategie. Und wer über kein schneller Internet verfügt, benutzt halt schnelle Pferde. 

Und die Weisen haben mit ihrem Besuch bewiesen, dass sie wirklich weise waren. Denn tatsächlich ist das Kommen Jesu nicht in erster Linie ein Schub für die Liebe, sondern ein Zeichen der Macht. Gottes Macht, um genau zu sein. 

Was Johannes der Nassmacher dann 30 Jahre später ankündigte, war auch nicht die Loveparade, sondern ein Königreich. Eine Revolution. Ein Wechsel an der Weltspitze. Eine massive Bedrohung alles Bösen. Eine Beendigung der Versklavung, ein Sprengen aller Ketten. Macht in ihrer mächtigsten Form.

Selbstverständlich ist Gott Liebe. Gott ist in seinem Innersten nur gut und Güte. Und seine Nachfolger sollen genauso sein. Aber Liebe, die machtlos ist, ist für die Katz. Die bewirkt nichts. Die kann man sich schenken. 

Liebe, die das Gute nicht durchsetzen kann, ist völlig überflüssig. Darum hat Gott seine Leute mit jeder Menge Macht ausgestattet. Klar, nicht mit der Macht der Fäuste und der Kalaschnikows. Sondern mit einer viel stärkeren.

Wer die Liebe in diese Welt bringen will, braucht Macht. Wer das Böse vertreiben will, ebenfalls. Liebe ohne Macht ist nichts. 
Was Paulus dann zu dem Schlusswort in 1.Kor 16:13 verleitete: "Wachet, steht fest im Glauben! Seid mannhaft! Seid stark!"

Die Sache mit Gott ist nämlich nichts für Schwächlinge und Leute mit einer Machtphobie. 

Mittwoch, 15. Juli 2015

Erkenntnisse vom Pluto

Ach, welch eine Enttäuschung! 

Und dabei war diese Raumsonde, die zum Pluto geflogen ist, so teuer! Aber man hat es wieder nicht gefunden!

Gut, die Wissenschaftler sind ja froh über diesen Misserfolg. Sie hoffen ja schon seit Jahrhunderten, dass es das "Reich Gottes" nicht gibt. Das Kaiserreich ist untergegangen, das weiß man. Das "tausendjährige Reich" eines Herrn Hitler auch. Aber es gab ja immer noch Leute, die behaupteten, das Reich Gottes gäbe es tatsächlich. 

Nun, die sind jetzt widerlegt. Auch auf dem Pluto keine strahlenden Paläste, keine goldenen Straßen und keine himmlischen Heerscharen. Und auf Google Earth haben wir nun lange genug gesucht. Das "Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland" kann man dort finden, das Reich Gottes aber nicht. 

Und was hatten Johannes der Nassmacher und dieser Jesus damals für einen Wind gemacht wegen der Sache! Als wenn diese Regierungsform gleich um die Ecke käme! Aber Gott hat sich das wohl anders überlegt. Vielleicht hatte er Angst, dass Microsoft oder Samsung den Laden irgendwann übernehmen würden. Oder dass die Demokratie eingeführt wird, und dann würde Gott abgewählt und müsste in die Opposition.

OK, da war der Fehler. Gemerkt?

Die Annahme im vorigen Absatz war, dass die Existenz des Reiches Gottes von Gott abhängt. Das ist aber ein Gerücht. Denn Gott hat sein Reich längst zur Verfügung gestellt. Seit Jesus gibt es einen Bereich, in dem nur Gott herrscht und weder der Teufel noch der Zufall und auch nicht die Umstände. 

Das Gebiet, wo nur Gott herrscht, kann längst Wirklichkeit werden. Gott hat alles dafür Nötige zur Verfügung gestellt. Das Reich Gottes ist längst latent vorhanden. 

Ob es in Wahrheit vorhanden ist, liegt an mir, nicht an Gott. Ob mein Leben der Bereich ist, wo Gott und nur Gott und zu 100% Gott regiert, liegt in meiner Entscheidung. Ich kann wählen, wer alles in mein Leben reinreden darf. Und wenn ich richtig wähle und meine Wahl auch durchsetze, dann habe ich Reich Gottes. Mit allen Vorteilen, die an dem Ding dranhängen. 

Da ist das Geld für die Raumsonde nur verschwendet. Wenn Reich Gottes nicht in mir ist, dann brauche ich es woanders gar nicht erst zu suchen. Und selbst wenn es woanders wäre, wäre es wurscht. 

Montag, 13. Juli 2015

Gebote zügig brechen

Stramm gestanden! Befehle ausführen! Gebote einhalten! Gehorsam ist die erste Christenpflicht!

Nee.

Die erste Christenpflicht ist es, den Willen Gottes zu tun. Und der Wille Gottes ist nicht das Einhalten von Regeln. Sonst wären die Pharisäer die besten Christen gewesen.

Regeln einhalten, nur damit sie eingehalten sind, ist Gesetzlichkeit.

Und Regeln einzuhalten aus Angst vor Gott - wenn ich die Regeln nicht einhalte, dann straft mich Gott - das zeugt nicht von viel Vertrauen zwischen mir und Gott. 
Gott liebt mich dann nur, wenn ich fehlerfrei lebe. Gott liebt mich dann nur, wenn ich mich formal unterwerfe. 

Aber entweder ist Gott auf meiner Seite, oder nicht. Heute ja, weil ich brav war, aber morgen nein, weil ich irgendeine Regel ignoriert habe, ist ein Unding.

Siehe David. Gott war immer auf seiner Seite. Ganz egal, was David gemacht hat. 

Der Wille Gottes ist nämlich die Liebe. Zu ihm, und zu den Menschen. Und die Liebe führt dann vielleicht dazu, dass ich mich nach Gottes Wünschen richte. 

Aber der Gehorsam ohne die Beziehung ist wertlos. 

Freitag, 10. Juli 2015

Das automatische Senfkorn

Es gibt Gerüchte, die halten sich ewig. Zum Beispiel das vom automatischen Senfkorn.
Da wird uns immer und immer wieder erzählt, der Jesus hätte gesagt, das Reich Gottes sei wie ein Senfkorn: Ganz klein, und wenn es keimt und wächst, dann wird es ganz groß. 
Puh!
Als wenn das Senfkorn Räder hätte und einen Chip, der ihm sagt, wo es sich hinbegeben muss, um zu keimen und ganz groß zu werden.
Tatsächlich hat Jesus gesagt (in Lukas 13 Vers 19), dass das Reich Gottes wie ein Senfkorn ist, "das ein Mensch nahm und in seinen Garten warf" - ja, und dann wurde ein Busch daraus.
Dass das Reich Gottes wächst, irgendwie, ganz heimlich, und niemand weiß, wie es geschieht, oh Wunder! - das ist eine deutliche Fehlinformation. Das Reich Gottes wächst, weil da jemand das Senfkorn geworfen hat. Und wenn der Mensch es geworfen hat, dann entziehen sich einige der folgenden Vorgänge seiner Kontrolle. 
Nein, das Reich Gottes ist nicht wie ein Senfkorn. Es ist wie ein geworfenes Senfkorn. Und das ist ein bedeutender Unterschied. 

Bein amputiert? Sei dankbar!

Unfall gehabt, Bein amputiert? Freu Dich gefälligst!

Frau abgehauen und Geld mitgenommen, dafür Kind nach Hause gebracht, und zwar von der Polizei? Sei dankbar!

Gemeinden sind mitunter ein übles moralisches Pflaster. Und „Dankbarkeit“ gehört mit zum übelsten moralischen Asphalt, mit dem dort die Straßen belegt sind.

Und rein gefühlsmäßig und völlig subjektiv: Frauen sind hier die eifrigeren Straßenmeister, und je älter, desto schlimmer.

Es wird verlangt, dass man dankbar sein soll, denn schließlich steht das ja so oft drin in der Bibel! Also gib Dir verdammt nochmal Mühe!

Aber wenn man es nur tut, weil es in der Bibel steht, und man weiß eigentlich nicht, warum es da steht, dann wird es schnell Krampf.

Verkopfen, bitte!

Wenn man nicht verstanden hat, was der Hintergrund und die Begründung ist, kann man zwar Dankbarkeit heucheln, damit die Moralapostel ruhiggestellt sind. Aber in Wahrheit wird man Gott nicht danken.

Eine der klassischen Anweisungen steht in Epheser 5,20 und lautet so:

20 Sagt allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Da steht „für alles“ und „immer“. Es gibt also keine Ausnahmen. Soweit ist der Text verständlich und klar.

Allerdings soll man „im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ danken. Also nicht in meinem eigenen Namen.

Wenn man im Namen eines Anderen handelt, tut man etwas, was der andere auch tun würde. Er tut es nur nicht selber, sondern er hat es delegiert.

Die Frage hier ist also: Hätte Jesus Gott dafür gedankt, dass ich diese Krankheit oder diesen Unfall habe? Wenn diese Frage mit „ja“ zu beantworten ist, dann kann auch ich Gott dafür danken.

Aber warum sollte Jesus Gott dafür danken, dass mir etwas Schlimmes geschieht?

Herrschaftsgebiete

Wenn das Reich Gottes gekommen ist und ich mich tatsächlich in diesem Reich befinde, dann kann mir nichts zu meinem Nachteil passieren. Dann muss zwangsläufig alles, was mir passiert, zu meinem Segen sein und zu meinem Vorteil.

Das ist so, weil da, wo wirklich „Reich Gottes“ ist, nur Gott herrscht. Nur. Ausschließlich.

Wo „Reich Gottes“ ist, herrscht nicht auch Gott. Und ein bisschen auch der Teufel. Oder das Schicksal. Oder der Zufall.

Wenn es Gottes Herrschaftsgebiet ist, dann ist es nicht Herrschaftsgebiet von irgend jemand anderem. Gott ist nämlich der Stärkste. Der braucht keinen Machtfaktor neben sich zu dulden. Tut er auch nicht.

Wenn ich mich in Gottes Herrschaftsgebiet befinde, dann befinde ich mich ausschließlich im Einflussbereich des Guten. Im Reich Gottes gibt es nur Dinge, die Gott entsprechen.

Im Reich Gottes gibt es nur Liebe. Und zwar absolute, totale Liebe. Keine abgeschwächte Form, keine Mischformen.

In Gottes Herrschaftsgebiet gibt es nur gute Dinge und Ereignisse. Das kann nicht anders sein. „Böses“ oder „Neutrales“ kann in der Gegenwart Gottes nicht existieren.

Atmosphärenüberdruck (Atü)

Und noch krasser: Gott ist so gut, dass sein Herrschaftsgebiet vor Güte trieft. Das ist so vollgestopft mit Gutheit, dass es fast platzt. Es herrscht dort ein Gutheitsdruck von mindestens 3 Atü. (Moderne Menschen können das in bar oder Pascal umrechnen.)

Wenn ich mich also tatsächlich im Reich Gottes aufhalte, und mir passiert etwas, dann muss es etwas Gutes sein. Anders ist es nicht möglich. Die Gesetzmäßigkeiten sind so.


Und wenn es nur etwas Gutes sein kann, dann kann man auch dafür danken. Jesus zumindest würde es tun. 

Mittwoch, 1. Juli 2015

Schleimer vor!

Nicht widersprechen!
Angepasst sein!
Alle müssen Dich liebhaben!
Christen müssen ...kriecher sein! Sonst ist es nicht richtig!
Steht das nicht bei Timotheus (1.Tim 3,7), dass die Leiter der Gemeinde "ein gutes Zeugnis haben müssen von den Ungläubigen"? 
Siehst Du!!!
Lieb sein!
Nicht anecken!
Stromlinienförmigkeit ist alles!

"Wehe, wenn alle Menschen gut von Euch reden", drohte Jesus in Lukas 6,26. Das ist dann nämlich ein sicheres Zeichen, dass Ihr ihnen nach dem Mund redet. Dass Ihr nicht den Willen Gottes von Euch gebt, sondern den Willen der Leute. 
"Viel Feind, viel Ehr" sagte man früher. Oder noch früher, wieder Jesus (Lk 6,22-23):
22 Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen werden und wenn sie euch absondern und schmähen und euren Namen als böse verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen.  
23 Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß in dem Himmel; denn ebenso taten ihre Väter den Propheten. 
 Wenn man will, dass jemand sich für Gott entscheidet, muss man ihm etwas zum Entscheiden geben. Wenn aber das, was ich mache und sage, keine erkennbaren Unterschiede hat zum Leben des Anderen, dann gibt es für den Anderen nichts zu entscheiden. 
Es muss nicht unbedingt ein schlechter Eindruck sein, den man hinterlässt. 
Aber es wäre schon schön, wenn man überhaupt einen hinterließe. 

Donnerstag, 25. Juni 2015

Passt nicht.

Rote Lackschuhe. Glänzend.

Gelbe Strumpfhose, undurchsichtig. 

Grauer Rock, verlängertes Mini.

Es passt einfach nicht. 

Neulich sollten wir für jemanden beten, der ernsthaft erkrankt war.

32 Jahre hatte er die Gemeinde erfolgreich ignoriert. Seine ganze Familie war irgendwann mal hingegangen, nur er nicht.

32 hat die Gemeinde ihn nicht interessiert, und die Gemeinde hat sich für ihn nicht interessiert.

32 Jahre lang war er unwichtig. 

Jetzt ist er lebensbedrohlich krank. 
Jetzt ist er auf einmal wichtig. 


Es passt einfach nicht. 

Mittwoch, 24. Juni 2015

Umfrage: Wie lieb ist Gott?

Der liebe Gott? Blöder Gedanke. Wie kommt man auf sowas? Hier das Ergebnis einer Umfrage, die wir durchgeführt haben, um herauszubekommen, wie lieb der liebe Gott ist:

Ananias: "Soviel haben wir für die Gemeinde gespendet! Und noch nicht einmal eine Spendenbescheinigung oder eine Gewinnbeteiligung verlangt! Und dann hat der uns einfach einen Kopf kürzer gemacht! "Lieb" ist ja wohl was anderes!"

Dämliche Brautjungfern: "Da hatten wir die halbe Nacht in der Kälte und Dunkelheit draußen auf ihn gewartet, und dann hat er uns einfach nicht zur Hochzeit zugelassen! Sowas von undankbar! Und das mit der Begründung, wir wären zu schlecht vorbereitet gewesen! Also wir sind sowas von enttäuscht! "

Besitzer der Mülltonne, aus der Lazarus sein Essen holte: "Und als ich dann vorschlug, dass Lazarus zu meinen Brüdern gehen soll, um sie zu warnen, da sagte dieser Gott, meine Brüder sollen die Bibel lesen, da stände ja schließlich alles drin! Das ist dem sein Verständnis von Liebe! Da ist ja der neue Papst besser!"

Rausgeworfener Hochzeitsgast: "Da ist man so großzügig und geht zu der Hochzeit von dessen Sohn - und da kann er ja dankbar sein, dass überhaupt jemand kam, denn von den zuerst Eingeladenen war ja kein Einziger gekommen - und dann mäkelt er rum, man sei nicht richtig angezogen, und wirft einen raus! Ansprüche ohne Ende! Was bildet der sich ein?"

Unbekannter Mitarbeiter (aus Mt 7:22): "Abgerackert hat man sich für ihn, hat für dem seinen Betrieb geschuftet und selber außer ein bisschen Ansehen und Ehre und Macht nichts davon gehabt, und womit wird einem die ganze Selbstlosigkeit und Dienstbereitschaft gedankt? Dass der am Ende behauptete, er habe uns niemals gekannt! So eine Frechheit!"

Unbarmherziger Leibeigener: "Dieser Typ HAT mir die 20 Cent geschuldet! Das ist Fakt! Und da erlässt mir dieser König erst einen Schuldenberg, gegen den die griechischen Schulden Peanuts sind, und dann muss ich in die Hölle wegen 20 Cent! Das ist doch reine Willkür! Das hat doch mit Liebe nichts zu tun! Ich hatte ein RECHT auf diese 20 Cent!" 

Niemals verlorener Sohn: "Und dann hat er diesem moralischen Bittsteller eine Party gemacht! Weil man sich ja auch eine Party verdient hat, wenn man sein Leben so dermaßen gegen die Wand fährt, und das noch nicht einmal aus Versehen! Und dann verlangte er von mir, dass ich mich freuen soll, weil mein Bruder wieder da ist! Und wer freut sich über mich? Und warum soll ich mich über die Anwesenheit einer solchen Nullnummer freuen? Dieser Gott ist doch nicht lieb, der ist verwirrt!"

Hier endet unsere Umfrage. Denn was der reiche junge Mann gesagt hat, kann man unmöglich drucken, und was einer der Soldaten gesagt hat, die das Grab von Jesus bewachen sollten, war wie üblich nicht jugendfrei, und die Kommentare von Herrn Pharisäer Simon waren unqualifiziert. 

Dienstag, 16. Juni 2015

Markus, letztes Kapitel.

Schlecht gemacht.

Was das Marketing angeht.

Dabei hatte das Produkt soviel Potenzial!

Aber zur Markteinführung erschienen nur zwei Frauen. 
Und zwar keine Prinzessinnen. Beileibe nicht.
Und die beiden verstanden noch nicht einmal richtig, was sie mit dem Produkt anfangen sollten. 
Auferstehung von den Toten ...
Und der erste Promotion-Event dann in Galiläa. Warum nicht in Reit im Winkl? Mehr Provinz geht ja wohl kaum. 

Gott handelt. Landet den größten Coup der Weltgeschichte. Und macht das absolut diskret. Hinter dem Rücken der Journalisten. Die nichts davon mitkriegen.
Die irgendwann später die Auswirkungen spüren. Und sie nicht einordnen können. Ratlos bleiben bis heute. 

So arbeitet Gott seit Jahrtausenden. Undercover. Heimlicher als die NSA. 
Allerdings auch erfolgreicher. 
Wirkungsvoller.
Weitreichender. 

Wer bemängelt, dass man von Gott so wenig merkt, könnte mal darüber grübeln, ob das nicht die Marketing-Methode ist:
Das erfolgreichste Nischenprodukt aller Zeiten. 

Donnerstag, 11. Juni 2015

Es ist schwer

Wenn ich irgendwelche biblischen Standards verkünde, kommt oft der Kommentar aus den Reihen der Zuhörer: "Das ist aber nicht einfach!"
Nun weiß ich natürlich, dass das vor allem eine Ausrede dafür ist, die Vorgaben Jesu nicht umsetzen zu müssen. 
Und ich weiß natürlich auch, dass das eine Aussage von Menschen ist, die es als eine Zumutung empfinden, dass man von ihnen verlangt, etwas Schwieriges zu tun.
Immer. 
Überall. 
Aber wenn der Jesus auch noch irgendwas Schwieriges von ihnen fordert, dann empfinden sie das als ein unverschämtes Anliegen. Wenigstens im Glauben müsste man doch vor Forderungen und Ansprüchen sicher sein! Wenigstens der Gott müsste einen doch streicheln und liebhaben und einen ansonsten in Ruhe lassen!
In gewisser Hinsicht gibt dieser Satz allerdings die Realität zutreffend wider. Es ist nämlich nicht einfach. Wie sollte es auch?
Schon die Steuererklärung ist nicht einfach. Oder eine gute Ehe zu führen. Aber hier geht es um den Kampf gegen das Böse. Jesus beruft uns zum Kampf gegen den stärksten Gegner, der auf dieser Welt zur Verfügung steht. Hier geht es nicht um eine Rückzahlung vom Finanzamt oder um ein trautes Heim, sondern hier geht es um Leben oder Tod, um die Weltherrschaft oder totale Versklavung. 
Natürlich ist es schwierig. Das hat Jesus uns aber vorher angekündigt. In aller Ausführlichkeit. Wer sich jetzt im Nachhinein beschwert, dass es schwierig ist, der hätte vorher gründlicher lesen sollen. 
Aber Dinge, die leicht und einfach sind und nichts kosten, sind meistens auch nichts wert. 
Und ein Sieg, für den man nicht kämpfen musste, ist schal und fad und eigentlich gar kein Sieg.
Ist schon gut, dass es schwierig ist. 

Samstag, 30. Mai 2015

Eifersüchtig? Gott?

Wenn Gott tatsächlich existiert, dann müsste er das höchste Wesen sein. Ein Gott, der unter dem amerikanischen Präsidenten oder Josef Blatter steht, macht ja keinen Sinn.

Gott ist also das höchste Wesen. Der Größte. Der - zumindest potentielle - Herrscher über alles. Der Chef, auch der Chef aller Chefs. Der Klügste von allen. Der Weiseste auch. Vermutlich sogar der Gebildetste. 

Und dann kommt da so ein Mensch aus Deutschland daher und erzählt Gott, dass das schon in Ordnung gehe mit der Weltherrschaft, aber in seinem eigenen Leben - also in dem dieses Menschen - stehe Gott erst an dritter Stelle in der Thronfolge.

Denn der erste Herrscher im Leben dieses Menschen sei der Mensch selbst. Und der zweite Bestimmer sei das Geld, weil: ohne Moos nichts los. Und der dritte in der Hierarchie derer, die den Ton angeben, sei die Familie dieses Menschen. Und dann, an vierter Stelle, kommt Gott. 

Da kommt jemand und erklärt dem absoluten Weltherrscher, dass der gerne überall Weltherrscher sein dürfe, aber auf einem bestimmten Flecken Erde dürfe er nicht, da sei er nur viertrangig. 

Und das soll der Weltherrscher sich kommentarlos bieten lassen? 


Mittwoch, 27. Mai 2015

Wahre Dummheit

Jahrzehntelang hat man uns erzählt, den 5 dummen Fräuleins aus Matthäus 25 sei ein gewisses Missgeschick geschehen: Der Bräutigam habe unvorhersehbarer Weise so lange gebraucht, und darum hätte das Öl in ihren Lampen einfach nicht gereicht. 
Nun steht dieser Vorgang in der Bibel so: 
3 Denn die Törichten nahmen ihre Lampen und nahmen kein Öl mit sich; 
4 die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.
Da steht nun eindeutig, dass die Dummen kein Öl mitnahmen. Null. Nichts. Leere Menge. 
Allerdings dachten die, die uns diese Geschichte erklärt haben, immer: "So dumm kann doch kein Mensch sein: Lampen mitnehmen und kein Öl. Das wäre ja wie Handy mit leerem Akku. Also wird da Öl in den Lampen gewesen sein, aber weil die Zeit so lange wurde, reichte das einfach nicht."
Man ging einfach immer davon aus, dass Jesus niemals so blödes Beispiel erzählen würde. So unrealistisch. So krass. So übertrieben. 
Aber der verlorene Sohn - eine von Jesus erfundene Person - hat mit dem Erbe seines Vaters auch nicht in der Ferne eine Schreinerei aufgemacht, und nach einigen Jahren geriet er wegen der Wirtschaftskrise und den steigenden Holzpreisen in finanzielle Schwierigkeiten und musste sich Hilfe bei seinem Vater holen.
Nein, der verbrauchte das Geld für Prostituierte, Saufen, Feiern. 
Und als der zurückkommt - kein halbwegs normaler Vater würde an dieser Stelle eine Party geben und ihn wieder in seine Stellung einsetzen! 
Der Typ, dem sein Chef 19 Jahresgehälter eines Tagelöhners anvertraut (im biblischen Deutsch: "ein Talent" und somit 6000 Denare oder umgerechnet eine Viertelmillion Euro), macht damit nicht etwa aus Versehen schlechte Geschäfte und wird Opfer fallender Aktienkurse oder sinkender Zinsen, sondern er vergräbt es. 
Beim Gleichnis vom Sämann haben wir nicht den Unterschied zwischen Null Ertrag und vielleicht zehnfachem Ertrag, sondern zwischen Null und 30-fachem, 60-fachem und 100-fachem Ertrag. 
Wer 99 Schafe hat und vermisst eins, der lässt eben nicht die 99 unbeaufsichtigt und sucht das Verlorene. Diese Gleichnisse sollen ja schließlich zeigen, wie extrem anders Gott handelt! 
Die Weingärtner, die die Boten des Besitzers schlagen und töten, handeln völlig unnormal. Jeder normale Mensch kann sich ausrechnen, was passiert, wenn man sowas macht. 
Und niemand käme je auf die Idee, in hochwassergefährdetem Gebiet ein Haus ohne ausreichendes Fundament auf Sand zu bauen! 
Und das Gleichnis vom ungerechten Verwalter macht einen Betrüger zum Vorbild der Gläubigen. 
Weil dieser Text zu lang wird, höre ich hier auf mit den Beispielen. Aber soviel sollte klar sein: Jesu Gleichnisse sind in der Regel stark übertrieben, gänzlich unrealistisch und gerade deshalb so leicht zu merken. 
Und geben in ihrer Absurdität eben doch die Realität wieder, was man dann in der Anwendung plötzlich merkt. 
Was also die 5 dummen Fräuleins angeht: Die haben tatsächlich überhaupt kein Öl mitgenommen. Jesus wollte tatsächlich eine Geschichte von derartig verpeilten Menschen erzählen.