Mittwoch, 31. Dezember 2014

Nicht mehr zu unterscheiden

Eigentlich sollte Israel etwas ganz besonders sein. Es sollte das freieste Land auf der Welt sein, und das reichste und glücklichsten und sicherste noch dazu. Dazu hatte es einen besonderen Gott, der unsichtbar war, vor dem man nicht niederknien konnte und der ganz außergewöhnliche Ideen hatte, die Israel ebenfalls zu einem ganz besonderen Land machten.
In diesem Land war an jedem 7. Tag Arbeitsverbot, und die Einwohner des Landes durften für höchstens 6 Jahre versklavt werden. Der Schutz der Schutzlosen war Gesetz, Großkapitalismus wurde automatisch nach 50 Jahren wieder auf 0 gestellt, und Armut war nicht erblich. Gewisse Feste waren vorgeschrieben – damit niemand das Feiern vergaß. Den Einwohnern wurde Sicherheit vor Feinden garantiert und Wohlstand versprochen.
Klingt schön. Versperrte aber der egoistischen Mehrheit der Bevölkerung den Weg zur Selbstverwirklichung. Sie wollten den Schutzlosen nicht schützen und den Sklaven nicht nach 6 Jahren freilassen. Recht, das nicht ihren eigenen Interessen diente, erachteten sie als überflüssig. Und so machten sie nach und nach aus Israel ein Land wie alle anderen: Mit Willkürherrschaft, Korruption, Rechtsbeugung, Ausbeutung und Machtmissbrauch. Auf allen Ebenen.
Und eigentlich hatten sie so etwas ja schonmal gehabt. Nämlich in Ägypten. Damals hatte Gott sie ja extra befreit. Und nun stellten sie selber wieder ägyptische Verhältnisse her. „Nun“, sagte daraufhin Gott, „das könnt Ihr haben.“ Und er verschaffte seinen Leuten Verhältnisse, die noch viel ägyptischer waren als vor 1000 Jahren.
Wenn eine Gemeinde sich vom Rest der Welt nur noch durch den Kultus und das Schild an der Tür unterscheidet, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn Gott sie dem Rest der Welt gleich macht. Schließlich hat sie es so gewollt. 
(Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung von Klagelieder, Kapitel 5.)

Mittwoch, 26. November 2014

So groß!



In Kapitel 2 der Klagelieder wird ausführlich beschrieben, wie gründlich und methodisch Gott Jerusalem und seine Umgebung zerstört hat.
Um es kurz zu machen: Jerusalem war in einem ähnlichen Zustand wie deutsche Großstädte nach dem zweiten Weltkrieg. Es war komplett zerstört und vollständig niedergebrannt, und es konnte niemand mehr dort wohnen – der Stadthalter von Juda, den Nebukadnezar später einsetzte, musste in Mizpa seinen Amtssitz nehmen, weil man in Jerusalem nicht mehr wohnen konnte.
Und die Klagelieder beschreiben den Zusammenbruch Jerusalems als den größten Crash in der damals bekannten Geschichte – ein Zusammenbruch so groß wie das Meer, das die Menschen damals für unendlich hielten und für das größte, was es auf der Erde gibt. Aus einer schönsten und berühmtesten Städte der damaligen Zeit war der größte Trümmerhaufen weit und breit geworden.
Und die Klagelieder beklagen den unglaublich großen Zorn Gottes, der selbst vor seiner eigenen Wohnung, dem Tempel, nicht halt machte, und der keine Rücksicht auf Frauen und Kinder nahm und der mit einer so unglaublichen Gewalt über Land und Leute kam – niemand hatte jemals damit gerechnet, dass Gott so zornig werden würde.
Aber wenn Gottes Zorn so groß ist: Wie groß ist dann eigentlich seine Liebe?

Montag, 3. November 2014

Dickes Fell


Klagelieder 1,12
Ist es noch nicht zu euch gedrungen, alle, die ihr des Weges zieht? Schaut und seht, ob es einen Schmerz gibt wie meinen Schmerz, der mir angetan worden ist, mit dem mich der HERR betrübt hat am Tag seiner Zornglut!
Ein dickes Fell sollte man sich zulegen. Unbedingt. Denn die Zahl der Kritiker, die über einen herfallen, ist mit den Möglichkeiten der digitalen Welt nicht weniger geworden. Auf einen, der etwas auf die Beine stellt, kommen mindestens zehn Nörgler. Die Menge derer, die etwas wissen, ist begrenzt, aber die Menge derer, die es besser wissen, ist fast unendlich.
Dabei sagt in den allermeisten Fällen die Kritik mehr über den Kritiker als über das, was kritisiert wird.
Durch die Kritik schimmert der Neid des Kritikers, und sein Ärger darüber, dass er diese Idee nicht gehabt hat. Die egoistische Angst des Kritikers, dass er durch diese Idee Nachteile erleiden könnte, wird überdeutlich. Manche kritisieren nur aus dem Grund, weil sie auch etwas sagen wollen, also einfach nur deswegen, weil sie wahrgenommen werden wollen. Oft ist es nicht zu übersehen, dass es dem Kritiker gar nicht um die Sache geht, sondern nur darum, dem anderen eins auszuwischen.
Kurz gesagt: Die meiste Kritik ist subjektiv und nur der Egozentrik des Kritikers geschuldet. Objektive und sachlich angemessene Kritik ist selten. Ein dickes Fell ist eine lohnende Investition.
Aber wenn man Gott zum Kritiker hat! Gott ist wahrhaftig, und seine Kritik ist es auch. Gott unterstellt mir keine Beweggründe, sondern er kennt meine Beweggründe. Gottes Kritik ist sachlich, objektiv und zutreffend. Das dicke Fell ist da kontraproduktiv, argumentieren nützt nichts, und zurückschlagen ist sinnlos.
Wehe dem, der Gott zum Kritiker hat!

Samstag, 1. November 2014

Gemeinde in Unterwäsche



Klagelieder 1,8
Schwer gesündigt hat Jerusalem. Darum ist sie zum Gespött geworden; alle ihre Verehrer verachten sie, weil sie ihre Blöße gesehen haben. Sie selbst aber seufzt und wendet sich ab.
Kleider machen Leute. Aber die Gemeinde ist nackt. Und alle können es sehen.
Was ja vielleicht kein Problem wäre. Wenn die Gemeinde, ganz ohne Klamotten, wunderschön wäre. Ist sie aber nicht. 
Schon in 5.Mose 7:7 hat Gott darauf hingewiesen, dass er Israel nicht erwählt hat, weil sie so super sind, sondern weil sie so nichts sind. Paulus hat die Korinther darauf hingewiesen, dass ja ganz offensichtlich ziemlich wenige glanzvolle Menschen in der Gemeinde sind. Auch bei der Berufung der zwölf Apostel hat Jesus nicht die Creme der israelitischen Bevölkerung ausgewählt.
Kleider machen Leute. Was die Gemeinde herrlich macht, ist Gott. Was sie schön macht, sind die himmlischen Anteile. Was der Gemeinde Glanz verleiht, ist das Göttliche in ihr. Den größten Teil dieser Kleidung hat die Gemeinde selbst abgelegt, und als sie nur noch in Unterwäsche dastand, ist Gott auch noch gegangen. Jetzt ist sie ganz nackt.
Und jetzt kann jeder sehen, dass die Gemeinde ohne Gott, also nur sie ganz alleine, unansehnlich und peinlich ist. Ja, Daimler Benz ist ohne Gott recht prächtig, Facebook ist ohne Gott rühmenswert, und Herr Putin wird ohne Gott von vielen Russen als starker Präsident wahrgenommen. Aber die Gemeinde ohne Gott ist nur jämmerlich, kläglich und peinlich.
Darum wird die Gemeinde, wenn sie ein bisschen von Gott weglässt, um massenkompatibler zu werden, nicht etwa attraktiver für die Menschen, sondern genau das Gegenteil.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Zu viele Likes

Der jüdische Rumpfstaat hatte vor 586 v.Chr. nicht nur allen gefallen wollen. Man wollte auch mit allen befreundet sein. Und, naja, in Wirklichkeit wollte man auch von allen profitieren. Man wollte bei vielen akzeptiert sein, um die Vorteile aus all diesen Bekanntschaften zu genießen. 
Darum hat dieser Kleinstaat irgendwann Gott nicht mehr gefallen. Wer auf zu vielen Hochzeiten tanzt, verpasst seine eigene. Gott wollte nicht einer unter vielen sein. 
Und also hat Gott diesen Kleinstaat fallen gelassen. Kein Interesse mehr. Ihr habt jetzt so viele Freunde, seht zu, wie ihr alleine klarkommt. 
Man kam aber nicht klar. Denn in dem Moment, wo der Segen weg war, wollten die anderen „Freunde“ auch nichts mehr mit Juda zu tun haben. Und als die Babylonier kamen, fand Juda sich schutzlos und verlassen den Babyloniern ausgeliefert. 
Lange her? Ach was! Die heutige Gemeinde will der Evangelischen Allianz gefallen und den Volkskirchen, den Ungläubigen und den Skeptikern. Der Presse will man gefallen und im Fernsehen gut wegkommen und einen schönen Artikel in Wikipedia haben. Möglichst viele Likes auf Facebook und viele Follower auf Twitter. Man holt die Psychologie ins Boot und den Zeitgeist, und macht Benefiz-Aktionen, die mit Gott nichts mehr zu tun haben, uns aber die Achtung der Gottlosen einbringen. Man ist bei der Ice-Bucket-Challence dabei und bei der Zitronen-Challance, und hat ein Team beim Wohltätigkeitsmarathon. Die Achtung der intellektuellen Jugend holt man sich über einen Poetry-Slam im Gemeindehaus und die Achtung der Nachbarn durch ein Nachbarschaftsfest.
Man ist vernetzt in alle Richtungen und connected auf allen Ebenen. Und muss es zwangsläufig irgendwie allen recht machen und darf niemanden vor den Kopf stoßen. 
Und irgendwann hat man alle ins Boot geholt. 
Nur Gott ist an Land geblieben. Er ist nicht mitgefahren. Aber das merkt man erst, wenn die Babylonier kommen. Oder die nächste Krise. Wenn einem die 8000 Likes nicht mehr helfen. Und der Eine, auf dessen Like man angewiesen wäre, hat sich verabschiedet. 
Weil man den one true lover nicht von all den friends unterscheiden konnte.
(Das alles steht in Klagelieder 1, Verse 2 + 8 + 17 + 19 + 21).

Montag, 13. Oktober 2014

Gegrüßet seid Ihr, 28 !

28 Personen werden im Kapitel 16 des Römerbriefes namentlich von Paulus gegrüßt. 
Von der westlichen Türkei nach Rom. Nicht grad um die Ecke.

28 Leute mit griechischen, lateinischen und jüdischen Namen. 

28 Leute, die den Brief lesen werden. Oder zuhören, wenn er vorgelesen wird. 

28 Leute, die den Römerbrief verstanden haben. Das war nämlich ein Brief, kein Thesenpapier für die theologische Fakultät. Paulus wollte verstanden werden, nicht durch seine abgehobene Gelehrsamkeit beeindrucken.

Bis Ende des letzten Jahrhunderts hatten die Gemeinden Christi den Anspruch, das Urchristentum wieder aufleben zu lassen. Einen Glauben und eine Gemeinde zu haben, wie zu der Zeit, als Paulus den Brief schrieb.

Tatsache ist: In unseren heutigen Gemeinden versteht kaum einer den Brief an die Römer. Auch nicht in der Übersetzung der "Hoffnung für alle". Im Gegensatz zu 28 namentlich bekannten Gegrüßten.

Wir sind noch sehr weit entfernt von unseren früheren Idealen ...

Samstag, 11. Oktober 2014

Arme Fürstin!

Der erste Vers in den Klageliedern beschreibt eine Fürstin. 
Eigentlich sollte sie machen, was Fürstinnen halt so tun: Herrschen und Regieren. 
Aber nichts dergleichen tut sie. Sondern sie leistet Zwangsarbeit, ist versklavt.
Diese Fürstin beschreibt die Gemeinde und damit die Christen. Eigentlich sollten sie herrschen, nicht beherrscht werden. Die Gläubigen sollten Chefs in ihrem eigenen Leben sein. 
Statt dessen werden sie rumgeschubst: Von ihren Gefühlen, von Süchten und Begierden, von Freizeitanforderungen. Die Standards der Gesellschaft peitschen sie vorwärts, und sie müssen viele viele unwichtige und entbehrliche Dinge tun. 

Eigentlich sollte die Gemeinde Maßstäbe setzen, eigene. Sollte Alternativen kennen zu der Frage, was nun wichtig ist und was nicht. Sollte vergeben und lieben und den, der ihr den Mantel wegnehmen will, in Erstaunen versetzen. Stattdessen …
Schade drum. Denn wenn die Fürstin herrschen würde, hätte sie Macht. 
So hat sie leider nur zu tun. Was die Welt diktiert. Und ist keine Fürstin mehr.

Sehr traurig. Rest in peace, Fürstin!

Samstag, 4. Oktober 2014

Wegen dem Ungeziefer

Gott hat mal einen Propheten geschickt. Nur wegen dem Ungeziefer. "Joel" hieß der Prophet.

Denn die Gläubigen waren besiegt worden. Nein, nicht von Nebukadnezar, Caesar oder Kim Jong-un. Nicht durch eine Macht, die mit Kraft und Gewalt über sie gekommen war. Sondern durch eine Macht, die eingesickert war: Ungeziefer.

Die Gemeinde war nicht eingekesselt worden. Auch nicht bombardiert. Sondern infiltriert. Es war durch alle Ritzen gekrochen. Und niemand hatte es kommen sehen. 

Niemand war daran gestorben. War auch nicht zu erwarten. Aber die Freude war abhanden gekommen. Die richtige. Die tiefe.

Es gab von allem genug. Die Gemeinde funktionierte. Und das war es. 
Kein großes Glück. Kein erfülltes Leben. Keine Ausstrahlung. Das Land wo Milch und Honig ... ? Phhh! Graubrot und Kräutertee! Freude die Fülle? Weder das Eine noch das Andere.

Dafür Ungeziefer. Winzig. Unscheinbar. Nix Großes. Aber viel. Und überall. Nicht einzudämmen. Eins totgehauen, drei andere nachgerückt. Unaufhaltsam. 

Zu viele Termine.
Zu viele Bekannte.
Zu viele Möglichkeiten.
Zu viel Programm.
Zu viele Angebote.
Zu viele Interessen.
Zu viele Wünsche.
Zu wenig Nein.
Zu viel Unterhaltung.
Zu vieles, das wartet.
Zu viele Chancen.
Zu viel Verführung.
Zu viel Zeitvertreib.
Zu viel Information.
Zu wenig Gott.
Besiegt. 

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Disziplin nützt nichts

Wie kriegt man das Böse aus seinem eigenen Leben raus?

Die Pharisäer sagten, Gott habe den Menschen das Gesetz gegeben,  und nun müsse man sich halt Mühe geben. 

Darum erwarteten sie die Änderung der Lage vom Gehorsam der Gläubigen. Wenn die Menschen sich verändern, verändert sich die Welt. 

Jesus sagte: "Wir machen es andersrum." Und er veränderte die Lage, damit die Menschen sich verändern können. 

Die Pharisäer wollten die Sünde beseitigen, indem sie auf Disziplin setzten. 

Jesus trug die Sünde weg, damit war sie sehr viel zuverlässiger beseitigt. 

Die Phariäser wollten das Böse mit eigener Kraft besiegen. Natürlich haben sie es nicht geschafft. Das Böse lässt sich nicht mit menschlichen Methoden überwinden. 

Jesus hat den Menschen das Böse vergeben. Damit war es seiner Kraft beraubt. 

Nichts gegen Disziplin. Kann ganz nützlich sein. Aber nicht gegen das Böse im Leben. Da gibt es bessere Methoden.

Sonntag, 14. September 2014

Schmutzige Toiletten

Es war eine Woche, wo irgendwie schrecklich viel los war. Noch dazu kam ich mit der Predigt nicht voran - ich verstand einfach nicht, was Gott sagen wollte.

Und so blieb in dieser Woche die Arbeit, die ich am wenigsten mag, liegen: Die unteren Toiletten putzen.

Gut, es waren Sommerferien, die Toiletten waren wenig benutzt worden und waren nicht besonders dreckig.
Aber trotzdem: Die Toiletten sind die Visitenkarte des Hauses, und es ist eigentlich mein Ziel, sie einmal pro Woche zu putzen.

Aber nun war es Samstag, sie waren nicht geputzt, und ich hatte bis zum Abend auch keine Zeit mehr, das zu tun. Und Sonntags ist immer der Tag mit der intensivsten Nutzung des Hauses.

Am Samstag Abend gegen 18 Uhr hörte ich unten Geräusche und ging nachgucken, was da los war. Ich fand dort zwei junge Frauen, von denen ich eine gar nicht kannte, und sie waren gekommen, die Toiletten zu putzen.

  1. Die Frau, die ich kannte, kommt seit ca. 10 Jahren ins Gemeindehaus, und sie hat noch nie die Toiletten geputzt.
  2. Ich hatte niemandem etwas von meinem Problem erzählt - noch nicht mal Gott.
 Da fiel mir dann nur noch Psalm 127,2 ein:
"Vergebens ist es für euch, dass ihr früh aufsteht, euch spät niedersetzt, das Brot der Mühsal esst. So viel gibt Gott seinem Geliebten im Schlaf."

Freitag, 5. September 2014

Warum der Buchstabe tötet

In 2.Korinther 3:6 sagt Paulus, dass der Buchstabe tötet, der Geist aber lebendig macht.

Warum tötet der Buchstabe?

Mit dem "Buchstaben" meint Paulus das göttliche Gesetz. Er meint eigentlich jedes göttliche Gesetz, in diesem Fall aber speziell das, welches Mose den Israeliten von Gott überliefert hat.

Wenn es ein Gesetz gibt, und Du verstößt gegen einen Paragraphen oder eine Bestimmung dieses Gesetzes, dann bist du schuldig. Das ist das Wesen von Gesetzen, und zwar weltweit. Du musst nicht das ganze Gesetz brechen, es reicht der Verstoß gegen einen einzigen Paragraphen, und schon bist Du ein Gesetzesbrecher.
 
Auch für das von Gott erlassene und durch Mose veröffentlichte Gesetz galt: Wer auch nur gegen einen Paragraphen dieses Gesetzes verstieß, der war schuldig. Die Paragraphen hießen damals noch Gebote, aber die Funktionsweise ist die gleiche.

Man hatte auch nicht die Chance, nicht erwischt zu werden. Gott kriegt alles mit, dem entgeht nichts. Wer dessen Gesetz bricht, wird immer erwischt und ist folglich immer schuldig. 

Und die Strafe für das Brechen des göttlichen Gesetzes ist immer der Tod. Es gibt bei Gott keinen Mittelweg. Es geht immer um Leben oder Tod. Gott verteilt keine Anteilsscheine am Leben, der Himmel ist keine Aktiengesellschaft, wo man, je nachdem wieviel Anteilsscheine man hat, so viel Leben hat und soviel Fülle und soviel Segen.

Denn Gott ist heilig, und man ist entweder ebenfalls absolut heilig und hält das göttliche Gesetz perfekt und darf damit in Gottes Gegenwart leben und hat das Leben. Oder man ist nicht in der Lage, das göttliche Gesetz zu halten – und das dürfte der Normalfall sein – dann ist man nicht heilig, sondern sündig, und folglich darf man nicht in Gottes Sphäre leben, was heißt, dass man dem Tode verfallen ist.

Und darum sagt Paulus, dass ein göttliches Gesetz auf jeden Fall tötet. Weil nämlich niemand in der Lage ist, jeden Paragraphen davon einzuhalten. Und Du musst nur einen einzigen brechen, dann bist Du schuldig. Und auf Schuld steht die Todesstrafe.  

Sonntag, 31. August 2014

Niemals ohne oben

Über Apostelgeschichte 19, 1-7

In Ephesus herrschte, als Paulus in der Gegend war, eine bunte religiöse und esoterische Vielfalt. Es gab den wichtigen Tempel der Göttin Artemis und den dazugehörigen umfangreichen Kult. Es gab Juden. Es gab jüdische Geisterbeschwörer. Es gab Leute, die mit der Taufe von Johannes dem Täufer getauft worden waren. Es gab ein paar Christen, die aber nicht besonders in Erscheinung traten, u.a. Priscilla und Aquilla. Und es gab Unmengen von Zauberer und schwarzer Magie.

Als Paulus nun für längere Zeit in die Stadt kam – er hatte schon vor Jahren dorthin wollen, aber Gott hatte ihn nicht gelassen und ihn stattdessen nach Griechenland geschickt, und als Paulus 6 Monate vor Kapitel 19 in Ephesus war, hatte es nicht gepasst, dass er länger blieb – als Paulus jetzt also für länger kam, traf er auf einige Christen, die noch nie etwas davon gehört hatten, dass der Heilige Geist ausgegossen worden war. Und getauft waren sie auch nur mit der Taufe von Johannes dem Täufer.

Nun holte Paulus das Fehlende nach und taufte sie auf den Namen Jesu. Damit war ein Eigentümerwechsel vollzogen, sie gehörten jetzt Jesus, und damit unterschieden sie sich in nichts mehr von dem durchschnittlichen Gläubigen in der durchschnittlichen Gemeinde.

Und jetzt hätte Paulus ja Ruhe geben können. Es war ja alles in Ordnung. Er hatte jetzt ordentlich Christen, damit konnte er jetzt schön in Ephesus Gemeinde bauen. Und motiviert waren diese Leute offenbar auch, denn wenn man ihnen erklärte, dass es etwas Besseres gab als das, was sie bisher hatten, dann griffen sie zu. Also die Sache mit Gott war ihnen wichtig. Mit diesen Leuten konnte man gemeindebaumäßig was anfangen. Jeder andere Prediger wäre dankbar gewesen für solche Leute.

Nicht so Paulus. Der legte denen auch noch die Hände auf, so dass der Heilige Geist auf sie kam und sie zu Sprachen redeten, die sie nie gelernt hatten, und Dinge wussten, die sie eigentlich nicht können konnten.

Warum begnügt Paulus sich nicht mit vorbildlichen, gut motivierten Gemeindegliedern?

Weil man mit Fleiß und Disziplin, mit Kreativität und Einfallsreichtum, mit Marketing und Motivation große und weltweit agierende Unternehmen aufbauen, mächtige Institutionen und einflussreiche Organisationen. Dafür sind solche menschlichen Methoden und weltlichen Mittel bestens geeignet.

Hier in Ephesus musste Paulus aber gegen die Mächte des Bösen kämpfen, gegen die Armeen der Finsternis – und wie man in Vers 16 sieht, wissen diese Geister sich auch kräftig zu wehren, wenn man sie bekämpfen will. Und gegen die Armeen der Finsternis kommt man mit Fleiß und Disziplin nicht an, und Marketingmethoden prallen an diesen Kräften wirkungslos ab, und die besten Motivation und der stärkste Wille hat gegen diese Mächte keine Chance.

Der Teufel fürchtet sich nicht vor Bibelstunden und gut ausgebildeten Theologen. Kreativität und Einfallsreichtum werden dem Teufel immer unterlegen sein, und der edelste Charakter und die besten Vorsätze sind für ihn keine Gegner.


Wenn man die übernatürlichen Mächte besiegen will, dann braucht man übernatürliche Mittel. Ohne die Gaben des Geistes braucht man gar nicht anzufangen. Und darum fängt Paulus auch nicht ohne sie an. 

Mittwoch, 27. August 2014

Warum Jesus nicht auswandern wollte

In Johannes 7:35 fragen sich die Einwohner Jerusalems, ob Jesus wohl auswandern will und die Auslandsjuden mit seiner Botschaft beglücken will. Was ja verständlich gewesen wäre bei dem Widerstand und dem Unverständnis, auf das er in Israel stieß.

Aber weil Gottes Versprechen zuerst Israel galt, darum war und blieb Jesus Israel treu - auch wenn das letztlich seinen Tod bedeutete.

Denn da Jesus Gott diente mit ganzem Herzen, darum ging es ihm darum, dass auf Gott kein Vorwurf fiel. Auch nicht der Vorwurf der Untreue. Erst nachdem die Juden seinen Sohn getötet hatten, konnte Gott seine Versprechen den Heiden zuwenden, ohne dass man ihm von Seiten der Israeliten einen Vorwurf deswegen machen konnte.

Jesus kämpfte für das Seine, also für das, über das er eigentlich König sein sollte. Das wird auch deutlich in den Gleichnissen, die Jesus erzählt. Wenn der Vater den verlorenen Sohn halt doch wieder aufnimmt, wenn das verlorene Schaf mit aller Kraft gesucht wird, und wenn Gott einen Knecht nach dem anderen und schließlich sogar seinen Sohn zu den Weingärtnern schickt, dann zeigt das die unglaubliche Treue Gottes zu denen, denen seine Zusagen ursprünglich galten.

Auch wir haben Zusagen von Gott, die ziemlich alt sind - Gottes Zusagen an die Israeliten waren ja ebenfalls nicht jüngeren Datums. Falls man aus der Geschichte etwas lernen kann - wie treu wird Gott uns sein? Wieviel Mühe und Energie wird Gott darein investieren, um seine Zusagen an uns wahr zu machen? Was haben wir zu erwarten? Womit können wir rechnen?

Donnerstag, 21. August 2014

Repariert Gott Rasenmäher?

Schon vor 10 Tagen war der Rasenmäher defekt. Er ging immer nach ziemlich genau einer Minute aus. Weil er kein Benzin hatte.

Nun war der Tank aber voll, der Benzinhahn offen - aber dieser Rasenmäher ist über 20 Jahre alt, und ich hatte schon viel Ärger mit ihm. Und nun halt ein weiteres Mal.

Weil es soviel geregnet hat in letzter Zeit, war das Gras jetzt schon wieder so hoch, dass man etwas unternehmen musste. Und ich habe schon gestern Gott gebeten, dass der Rasenmäher heute funktionieren soll. Weil für jemanden wie mich, ohne Auto, die Reparatur eines Rasenmähers ein Problem ist. Soll ich ihn mit der Straßenbahn zum Landmaschinenbetrieb bringen?

Auch heute früh habe ich Gott ein paarmal gebeten, dass der Rasenmäher wieder funktionieren soll. Und kam mir dabei natürlich schon ein wenig blöd vor. Seit wann repariert Gott Rasenmäher? Die bringt man in die Werkstatt, und dann hat sich das. Vor allem war das Problem ja, genau betrachtet, nicht weltbewegend. Es wäre auch ohne Gott lösbar gewesen.

Ich fing also heute an, Rasen zu mähen, und wie zu erwarten war, ging der Mäher nach einer Minute aus. Jedesmal. Ich schaffte kaum eine Runde im Vorgarten, schon stand er wieder.

Bis ich auf die Idee kam, den Tankdeckel abzuschrauben und ohne Tankdeckel zu mähen. Ab dem Moment lief der Rasenmäher eins A und ohne ein einziges Mal stehen zu bleiben.

Einfachste Aussage: Der Tankdeckel war kaputt, er ließ keine Luft in den Tank, so dass, wenn Benzin in den Motor floss, ein Vakuum im Tank entstand und kein Benzin mehr nachfloss.

Ich habe Gott trotzdem ausführlich gedankt dafür, dass er mein Gebet erhört hat. Obwohl ich natürlich nicht nachweisen kann, dass die Idee, den Tankdeckel wegzulassen, tatsächlich von Gott kam. Aber ich kann die Zeit ja nicht zurückdrehen und es noch einmal ohne Gott versuchen, um zu prüfen, ob ich ohne Beten auch auf die richtige Idee gekommen wäre.

Und schließlich: Ich habe Gott vorher gebeten, dann werde ich auch hinterher danken. Ohne Nachweis.

Und überhaupt: Vielleicht war ja ganz was anderes kaputt, und Gott hat es repariert. Aber damit ich auch beteiligt bin, hat er dann das mit dem Tankdeckel initiiert. Oder Gott hat sich gedacht: "Wenn er auf die Idee mit dem Tankdeckel kommt, repariere ich den Schaden." Noch dazu, wo der Motor Geräusche gemacht hat, als wolle er mir jeden Moment um die Ohren fliegen. Solche Geräusche macht er normal nicht, wenn er kein Benzin hat. Dann stottert er normalerweise und überdreht nicht.

Der Rasen ist gemäht, und ich danke Gott. Der Zusammenhang ist nicht nachweisbar. Macht aber nichts. Ich behaupte: Gott versteht etwas von Rasenmähern. Und meine Liebe zu Gott wächst.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Perfektion oder Gnade

Das zweite Kapitel vom Römerbrief beginnt damit, dass Paulus klar macht, dass in Gottes Augen nur zwei Dinge Bestand haben: unsere Perfektion oder seine Gnade. Irgendwelche mehr oder weniger guten Leistung zwischen diesen beiden Polen bringen für unsere Beziehung mit Gott nichts.

Das mag einem nicht passen, aber als Ebenbild Gottes ist man Gott gegenüber zur Perfektion verpflichtet. Gott selber ist perfekt, und seine Heiligkeit erlaubt es nunmal nicht, dass Unperfektes, Halbes, Bruchstückhaftes in seine Nähe kommt. 

Wobei sich die Forderung nach Perfektion nicht unbedingt auf die Sauberkeit unserer Wohnung bezieht, denn solche Dinge scheinen Gott relativ egal zu sein. Vor Gott zählen vor allen Dingen die Bereiche, die mit Liebe und Güte zu tun haben.  Und in diesen Bereichen ist alles, was nicht Perfektion ist, in Gottes Augen nichts wert. 

Du bringst, so sagt der Römerbrief, also entweder Perfektion, oder Du akzeptierst die Gnade Gottes. Ansonsten tritt die dritte Möglichkeit ein: Du bist weg vom Fenster. 

Donnerstag, 2. Januar 2014

Selbstverwirklichung

Maria Dyatlova aus Moskau hat geschrieben, sie würde sich gerne in Zukunft selber verwirklichen können, entweder als Designerin oder als Malerin.

Aber das Problem bei solchen Wünschen ist doch, dass man dabei in den eigenen Grenzen stecken bleibt. Man bleibt auf die eigenen Möglichkeiten reduziert. Klar, Menschen können schon enormes leisten, und bei manchen Menschen kommen grandiose Dinge dabei heraus, wenn sie sich selbst verwirklichen. Und das bringt dann mitunter die Menschheit auch deutlich voran, also auch andere profitieren dann von dem, was diese Menschen aus ihren eigenen Grenzen heraus verwirklichen.

Es gab und gibt aber auch jede Menge Menschen, bei deren Verwirklichung nur Böses rauskommt. Auf die Selbstverwirklichung von Hitler und Stalin hätten wir verzichten können, aber die sind nur die extremen und darum bekannten Beispiele.

Aber was würde passieren, wenn wir, anstatt uns selbst zu verwirklichen, Gott verwirklichen würden? Und damit nicht mehr durch unsere eigenen Grenzen limitiert werden, sondern durch Gottes Grenzen?

Wir könnten dann tatsächlich über unseren Schatten springen ...