Sonntag, 11. November 2007

Werksgerechtigkeit

Die Frage nach der Werksgerechtigkeit in „wenn Ihr nicht vergebt, wird euch auch nicht vergeben werden“ ist ja noch nicht fertig. Sie kam auch heute im Gottesdienst wieder vor. Wie wäre es so: Die Erlösung, die Vergebung, das Heil usw. bekommt man aus Gnade, ohne Vorleistung, ohne würdig zu sein, ohne Ansehen der Person. Verlieren tut man diese Privilegien aber durch Leistung, bzw. durch mangelnde Leistung. Zu diesen Verlustursachen gehört zum einen, was in den Bereich „Ungehorsam“ fällt, aber auch das Nichtwahrnehmen von Möglichkeiten, wie wir es z.B. bei den törichten Jungfrauen sehen oder bei dem, der das festliche Kleid nicht anhatte. Oder bei allem, was im Begriff des „nicht Frucht bringens“ zusammengefaßt ist.

Werkgerechtigkeit und Gesetzlichkeit wäre also, wenn ich mir das Angebot des Heils, das Nahekommen Gottes erarbeiten oder verdienen könnte. Gesetzlichkeit wäre auch, wenn ich (wie der Pharisäer im Tempel) mich wegen der Gnade, die Gott mir zugewendet hat, für etwas besseres halte als andere Menschen. Werksgerechtigkeit ist aber nicht, wenn mir die große Schuld vom König erlassen wurde, und ich meinem eigenen Schuldner dann nicht vergebe. Damit trete ich das Geschenk Gottes mit Füßen und erwerbe mir auf diese Weise den Zorn Gottes.

Ist es so? Oder mindestens so ähnlich?

1 Kommentar:

  1. Das hört sich für mich nachvollziehbar an. Wir haben ja auch das Beispiel von den Israeliten, die wegen ihrer Mangel an Vertrauen und ihres Ungehorsams nicht ins gelobte Land hinein gehen durften.
    Auch Königreich Israel, das von Gott wegen Ungehorsam verworfen wurde.
    Die Warnung in Hebräer 6, 4-8 geht auch in diese Richtung--das jemand, der "die himmlische Gabe geschmeckt hat....und doch abgefallen ist"--für den ist es unmöglich "wieder zur Buße zu erneuern"

    Mein Problem dabei ist--wo ist die Grenze? Gibt es überhaupt eine für uns erkennbare Grenze?
    Falle ich aus der Gnade, wenn ich einmal nicht vergeben kann--oder einmal etwas nicht tue, was ich erkenne, dass ich tun sollte oder erst beim zweiten oder dritten Mal?
    Manchmal merken wir unser Fehlverhalten gar nicht.

    Wenn es ein ständiger Kampf ist, in der Gnade Gottes zu bleiben und wir ständig Angst haben müssen, wieder herauszufallen--wo bleibt denn die Glaubensgewissheit, die Siegessicherheit, die Freude am Lauf?
    Wie passt 1. Johannes 1,9 dazu--
    dass wir fortwährend von Sünde gereinigt werden?

    In meiner Kindheit und Jugend habe ich auf die Frage "Kann man Heilsgewissheit haben?" folgende Antwort oft gehört:
    "Nein, man kann nie sicher sein--man kann immer noch sündigen und alles verwirken."
    Aber diese Antwort widerspricht vielem, was Gott uns sagt! Wir sollen gerade in dieser Sicherheit und Freude leben, und auch daraus Kraft schöpfen können.

    Es muss irgendwie um eine Grundeinstellung, eine Bereitschaft gehen--so lange ich in Gottes Nähe bleibe, mein Bestes tun, ihm gehorsam zu sein, meine Sünde bekennen, usw. usw--kann ich nicht aus seiner Gnade herausfallen.

    Das muss alles irgendwie zusammen passen (!) aber es ist mir noch nicht ganz klar wie. Freue mich auf weiteres Suchen und weitere Diskussion.

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